
Auf einen Blick
Betain ist eine natürliche, biochemisch bedeutende Verbindung, die aus der Aminosäure Glycin abgeleitet ist und als Trimethylglycin (TMG) bekannt ist. Es ist ein wichtiger Methylgruppendonator im Körper, der an zahlreichen Stoffwechselprozessen beteiligt ist, darunter die Biosynthese von Kreatin, Methionin, Lecithin und Carnitin.
Betain ist eine Ammoniumverbindung mit drei Methylgruppen und liegt als Zwitterion vor, das heißt, es trägt sowohl positive als auch negative Ladungen. Es kommt natürlich in vielen Pflanzen vor, insbesondere in Roter Bete (Zuckerrübe), Spinat und Broccoli, sowie in einigen Meeresfrüchten wie Miesmuscheln und Krabben. Der Name Betain stammt von seiner Entdeckung in der Zuckerrübe (Beta vulgaris)
Physiologische Bedeutung und Wirkung:
- Betain wirkt als Methylgruppenspender und unterstützt die wichtige Methylierung von Homocystein zu Methionin, was wichtig ist, um erhöhte Homocysteinspiegel im Blut zu senken. Ein hoher Homocysteinspiegel ist mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen assoziiert, daher trägt Betain zum Schutz des Herz-Kreislauf-Systems bei.
- Es unterstützt die Leberfunktion, indem es die Regeneration von Methionin fördert und hilft, Fette in der Leber abzubauen. Dadurch kann Betain die Leber vor Schäden schützen und den Fettstoffwechsel fördern.
- Betain ist auch ein sogenanntes Osmolyt, das Zellen vor Wasserverlust schützt, indem es den osmotischen Druck reguliert.
- Betain HCl (Betain mit Salzsäure) wird als Nahrungsergänzung eingesetzt, um Magensäuremangel auszugleichen. Es kann die Verdauung verbessern, indem es die Magensäure ersetzt und so die Aufspaltung von Nährstoffen wie Proteinen, Calcium, Vitamin B12 und Eisen unterstützt.
- Die Einnahme von Betain HCl wird insbesondere bei Verdauungsstörungen oder altersbedingtem Magensäuremangel empfohlen, um Beschwerden wie Sodbrennen und Nährstoffmangel zu vermeiden.
- Betain HCl wird oft zusammen mit Pepsin, einem Verdauungsenzym, kombiniert, um die Proteinverdauung zu fördern
Betain – oder alternativ der Methylgruppenspender SAMe – wird zusammen mit einem Vitamin B Complex dringend empfohlen, wenn ein NAD+ Booster, wie NMN oder NR, eingenommen werden, um Homocystein abzubauen, welches das Ergebnis des (dadurch gesteigerten) Energiestoffwechsels ist.
Wechselwirkungen und Nebenwirkungen
Nebenwirkungen von Betain (Trimethylglycin)
- Erhöhung des Methioninspiegels im Blut: Dies ist die häufigste Nebenwirkung und kann bei längerer oder hoher Dosierung auftreten.
- Appetitverlust (Anorexie).
- Psychische und neurologische Symptome: Unruhe, Reizbarkeit, Schlafstörungen, Depressionen, Persönlichkeitsveränderungen und in seltenen Fällen Hirnödem.
- Gastrointestinale Beschwerden: Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Magenbeschwerden, Glossitis (Zungenentzündung), Zahnbeschwerden.
- Hautreaktionen: Quaddeln, ungewöhnlicher Hautgeruch, gelegentlich Hautausschlag und Juckreiz.
- Haarausfall (Effluvium).
- Harninkontinenz.
Diese Nebenwirkungen sind meist gelegentlich und in der Regel reversibel nach Absetzen des Betains.
Nebenwirkungen von Betain HCl (Betain mit Salzsäure). Betain HCl wird häufig als Nahrungsergänzung zur Unterstützung der Magensäureproduktion eingesetzt, kann aber folgende Nebenwirkungen hervorrufen:
- Magen-Darm-Beschwerden: Übelkeit, Durchfall, Magenbeschwerden, Sodbrennen, Magenschmerzen.
- Verschlimmerung bestehender Magenprobleme: Bei Gastritis oder Magen-Darm-Geschwüren kann die Einnahme von Betain HCl die Symptome verschlimmern.
- Allergische Reaktionen: Sehr selten können Hautausschlag, Juckreiz oder Kribbeln in den Augen auftreten, was ein Absetzen der Supplementierung erfordert.
- Personen mit überschüssiger Magensäure sollten Betain HCl vorsichtig einnehmen, da es zu einem brennenden Gefühl im Magen führen kann
Betain kann mit verschiedenen Medikamenten und Substanzen Wechselwirkungen eingehen, die sowohl die Wirkung von Betain als auch die der anderen Medikamente beeinflussen können. Hier die wichtigsten Wechselwirkungen im Überblick:
Wechselwirkungen von Betain (Trimethylglycin)
- Blutdrucksenkende Medikamente: Betain kann die Wirkung bestimmter blutdrucksenkender Medikamente verstärken, was zu einem verstärkten Blutdruckabfall führen kann. Personen, die solche Medikamente einnehmen, sollten daher Betain nur unter ärztlicher Aufsicht verwenden.
- Medikamente zur Behandlung von Homocystinurie: Bei Patienten mit bestimmten genetischen Stoffwechselstörungen (z. B. MTHFR-Defizienz, CBS-Mangel) kann Betain den Methioninspiegel im Blut erhöhen. Bei unkontrollierter Methioninaufnahme kann es zu Nebenwirkungen wie Hirnödem kommen. Daher ist eine ärztliche Überwachung wichtig.
- Betain kann die bradykarde Wirkung von Betablockern wie Acebutolol und Alprenolol verstärken.
- Es kann die neuromuskulären Blockadeeffekte von Aclidinium verstärken.
- Die Wirksamkeit von Amantadin kann durch Betain abgeschwächt werden2.
Wechselwirkungen von Betain HCl (Betain mit Salzsäure)
- Antazida: Betain HCl erhöht die Magensäure, während Antazida diese neutralisieren. Die gleichzeitige Einnahme kann die Wirkung beider Substanzen abschwächen.
- Medikamente, die die Magensäure reduzieren (H2-Blocker wie Cimetidin, Ranitidin, Famotidin; Protonenpumpenhemmer wie Omeprazol, Lansoprazol): Betain HCl kann die Wirkung dieser Medikamente reduzieren, da es die Magensäure erhöht, während diese Medikamente sie senken sollen.
- Absorption anderer Medikamente: Betain HCl kann die Aufnahme bestimmter Medikamente im Magen-Darm-Trakt beeinflussen. Daher sollte vor der Einnahme von Betain HCl zusammen mit anderen Arzneimitteln ein Arzt konsultiert werden
Einnahmeempfehlungen
Die Einnahmeempfehlungen für Betain hängen von der jeweiligen Form (reines Betain bzw. Trimethylglycin oder Betain HCl) und dem Verwendungszweck ab:
Einnahmeempfehlungen für reines Betain (Trimethylglycin, TMG)
- Dosierung bei Erwachsenen: Üblicherweise werden 1,5 bis 3 Gramm pro Tag empfohlen, aufgeteilt auf ein- bis zweimal täglich. Für medizinische Zwecke, z. B. zur Senkung des Homocysteinspiegels, kann die Dosis bis zu 6 Gramm pro Tag betragen, aufgeteilt in zwei Dosen zu je 3 Gramm.
- Kinder: Unter 10 Jahren etwa 100 mg/kg Körpergewicht pro Tag, aufgeteilt in zwei Dosen; über 10 Jahre gelten ähnliche Dosierungen wie bei Erwachsenen.
- Einnahmeform: Das Betainpulver sollte mit Wasser, Fruchtsaft, Milch oder Nahrung gemischt und sofort eingenommen werden, damit es vollständig gelöst ist.
- Ziel der Therapie: Die Plasmaspiegel des Homocysteins sollen unter 15 µM gehalten werden; ein Wirkungseintritt wird meist innerhalb eines Monats erwartet.
- Hinweis: Bei Einnahme über längere Zeit oder hoher Dosierung sollte die Therapie ärztlich überwacht werden, um Nebenwirkungen wie Hypermethioninämie zu vermeiden.
Einnahmeempfehlungen für Betain HCl (zur Unterstützung der Magensäure)
- Dosierung: Typischerweise 1 Kapsel pro Tag, idealerweise zu einer Mahlzeit. Die Kapsel enthält meist zwischen 500 und 1000 mg Betain HCl, die Dosierung kann je nach Bedarf und Verträglichkeit angepasst werden.
- Alternative Dosierung: Einige Präparate empfehlen z. B. 4 Kapseln täglich verteilt auf die Mahlzeiten (entspricht ca. 2,6 g Betain HCl)
- Einnahmezeitpunkt: Betain HCl sollte während oder kurz vor den Mahlzeiten eingenommen werden, um die Verdauung optimal zu unterstützen.
- Besonderheiten: Personen mit Magenempfindlichkeit oder bestehenden Magen-Darm-Erkrankungen sollten die Dosierung vorsichtig steigern oder vorab ärztlichen Rat einholen.
Allgemeine Hinweise
- Die Einnahme sollte mit ausreichend Flüssigkeit erfolgen.
- Bei Auftreten von Nebenwirkungen wie Magenbeschwerden oder allergischen Reaktionen sollte die Einnahme pausiert und ein Arzt konsultiert werden.
- Schwangere und stillende Frauen sollten Betain und Betain HCl nur nach Rücksprache mit einem Arzt einnehmen4.
- Bei Betain als Nahrungsergänzung zur Leistungssteigerung oder allgemeinen Gesundheit wird empfohlen, die Tagesdosis 3 Gramm nicht zu überschreiten, um mögliche unerwünschte Effekte zu vermeiden27.
Fachinformationen
[Craig2004] Betain spielt eine sehr wichtige Rolle in der menschlichen Ernährung. Das Team fasst zusammen: (Zitat) „Betain ist in Tieren, Pflanzen und Mikroorganismen weit verbreitet, und zu den reichhaltigen Nahrungsquellen gehören Meeresfrüchte, insbesondere wirbellose Meerestiere (≈1 %); Weizenkeime oder Kleie (≈1 %); und Spinat (≈0,7 %). Die wichtigste physiologische Rolle von Betain ist die als Osmolyt- und Methylspender (Transmethylierung). Als Osmolyt schützt Betain Zellen, Proteine und Enzyme vor Umweltstress (z. B. wenig Wasser, hoher Salzgehalt oder extreme Temperaturen). Als Methylspender ist Betain am Methioninzyklus beteiligt – vor allem in der menschlichen Leber und den Nieren. Eine unzureichende Aufnahme von Methylgruppen über die Nahrung führt zu einer Hypomethylierung in vielen wichtigen Bereichen, einschließlich 1) eines gestörten Leberproteinstoffwechsels (Methionin), der durch erhöhte Homocysteinkonzentrationen im Plasma und verringerte S-Adenosylmethionin-Konzentrationen bestimmt wird, und 2) eines unzureichenden Leberfettstoffwechsels, der zu Steatose führt (Fettansammlung) und anschließende Plasmadyslipidämie. Diese Veränderung des Leberstoffwechsels kann zu verschiedenen Krankheiten beitragen, darunter Herz-, Hirn-, Leber- und Gefäßerkrankungen. Es hat sich gezeigt, dass Betain die inneren Organe schützt, vaskuläre Risikofaktoren verbessert und die Leistung steigert. Datenbanken über den Betaingehalt in Lebensmitteln werden entwickelt, um eine Korrelation mit Studien zur Gesundheit der Bevölkerung herzustellen. Die wachsende Zahl von Beweisen zeigt, dass Betain ein wichtiger Nährstoff zur Vorbeugung chronischer Krankheiten ist.“
[Lever2010] beschreibt die die klinische Bedeutung von Betain im Methylgruppenstoffwechsel. Er führt aus (Zitat): „Betain ist ein essentieller Osmolyt und Quelle für Methylgruppen und stammt entweder aus der Nahrung oder durch die Oxidation von Cholin. Sein Stoffwechsel methyliert Homocystein zu Methionin und produziert auch N,N-Dimethylglycin. Betaininsuffizienz wird mit dem metabolischen Syndrom, Fettstoffwechselstörungen und Diabetes in Verbindung gebracht und kann eine Rolle bei Gefäß- und anderen Erkrankungen spielen. Betain ist wichtig für die Entwicklung, vom Präimplantationsembryo bis zum Säuglingsalter. Eine Betain-Supplementierung verbessert die Gesundheit von Tieren und Geflügel, aber die Wirkung einer langfristigen Supplementierung auf den Menschen ist nicht bekannt, obwohl Berichte, dass sie die sportliche Leistung verbessern, weitere Studien anregen werden. Untergruppen der Bevölkerung, die von einer Betain-Supplementierung profitieren könnten, könnten vom Labor identifiziert werden, insbesondere diejenigen, die übermäßig Betain über den Urin verlieren.“
[Gao2019] Eine Meta-Analyse von sechs randomisierten kontrollierten Studien mit insgesamt 195 Teilnehmern ergab, dass die Supplementierung mit Betain zu einer signifikanten Reduktion des Gesamtkörperfetts um durchschnittlich 2,53 kg und des Körperfettanteils um 2,44 % führte. Interessanterweise wurden keine signifikanten Veränderungen im Körpergewicht oder Body-Mass-Index (BMI) beobachtet, was darauf hindeutet, dass Betain speziell die Fettmasse beeinflusst, ohne die Muskelmasse zu beeinträchtigen.
[Knight2023] Betain zeigt potenzielle neuroprotektive Effekte, insbesondere im Kontext von Gehirnerschütterungen und neurodegenerativen Erkrankungen. Eine Studie diskutiert die prophylaktische Anwendung von Betain zur Förderung der Gehirngesundheit bei jungen Athleten im Alter von 15 bis 24 Jahren, die einem erhöhten Risiko für Gehirnerschütterungen ausgesetzt sind. Betain könnte durch seine Rolle als Osmolyt und Methylgruppendonor zur Stabilisierung der neuronalen Funktion beitragen.
[Obeid2013] Betain wirkt als Methylgruppendonor und kann den Homocysteinspiegel im Blut senken, einen bekannten Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Studien zeigen, dass Betain die Homocysteinwerte effektiv reduziert, was potenziell das Risiko für Herzkrankheiten verringern kann.
[Zhang2019] Diese Studie zeigte, dass Betain die Ansammlung von Fett in Leberzellen hemmt und die Anzahl sowie Aktivität der Mitochondrien erhöht. Dies deutet darauf hin, dass Betain den Lipid- und Energiestoffwechsel in der Leber positiv beeinflusst.
[Yang2017a] In einer Untersuchung an Ratten wurde festgestellt, dass Betain die durch chronischen Alkoholkonsum verursachte Fettleber mildert. Es reguliert dabei den Lipidstoffwechsel, indem es die Expression von Genen reduziert, die an der Fettsäuresynthese beteiligt sind, und gleichzeitig Gene fördert, die die Fettverbrennung unterstützen.
[Li2022] Eine weitere Studie an Mäusen mit einer fettreichen Diät zeigte, dass Betain die übermäßige Fettansammlung in der Leber reduziert und den gestörten Eisenstoffwechsel normalisiert. Dies geschieht durch die Modulation der Genexpression, die mit der Lipogenese und dem Eisenstoffwechsel verbunden ist.
[Wang2013b] Betain beeinflusst die DNA-Methylierung von Genen, die für den Fettstoffwechsel entscheidend sind. In einer Studie wurde gezeigt, dass Betain die Methylierung des Promotors des PPARα-Gens reduziert, was zu einer erhöhten Expression dieses Gens und einer verbesserten Fettverbrennung in der Leber führt.
[Kathirvel2010] Betain kann die Insulinresistenz in der Leber verbessern. In einer Studie an Mäusen mit nichtalkoholischer Fettlebererkrankung wurde festgestellt, dass Betain die Insulinsignalkaskade normalisiert und somit die Insulinsensitivität erhöht.
[Deminice2015] Betain erhöht die Konzentration von S-Adenosylmethionin (SAM) in der Leber, einem wichtigen Methylgruppendonor. Dies unterstützt den Ein-Kohlenstoff-Stoffwechsel und verhindert die durch eine fettreiche Diät induzierte Fettleber.