Orthomolekulare Medizin, Biohacking & Nahrungsergänzungsmittel

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SPERMIDIN

Auf einen Blick

Spermidin ist ein natürlich vorkommendes Polyamin, das in allen Körperzellen sowie in verschiedenen Lebensmitteln wie Weizenkeimen, Sojabohnen, Hülsenfrüchten und gereiftem Käse enthalten ist.

Es spielt eine wichtige Rolle bei der Zellregulierung und hat zahlreiche potenzielle gesundheitliche Vorteile, die vor allem mit seiner Fähigkeit zur Förderung der Autophagie zusammenhängen. Die Autophagie ist ein zellulärer Selbstreinigungsprozess, bei dem beschädigte Zellbestandteile abgebaut und recycelt werden, was die Zellgesundheit unterstützt und Alterungsprozesse verlangsamen kann.

Wirkungen von Spermidin

  • Förderung der Zellgesundheit und Anti-Aging: Spermidin aktiviert die Autophagie, wodurch Zellen von schädlichen Ansammlungen wie fehlerhaften Proteinen befreit werden. Dies kann die Zellfunktion verbessern und den Alterungsprozess verlangsamen. Studien zeigen, dass eine spermidinreiche Ernährung mit einer längeren Lebenserwartung verbunden sein kann. Menschen mit höherer Spermidinzufuhr lebten im Schnitt fünf Jahre länger als solche mit geringerer Aufnahme.
  • Herz-Kreislauf-Gesundheit: Spermidin hat eine herzschützende Wirkung, indem es die Autophagie in Herzzellen aktiviert und den programmierten Zelltod verhindert. Es kann auch den Blutdruck senken und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen reduzieren.
  • Verbesserung der kognitiven Funktionen: Durch die Förderung der Autophagie kann Spermidin möglicherweise neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer vorbeugen. Es hilft dabei, fehlgefaltete Proteine abzubauen, die für diese Erkrankungen verantwortlich sind.
  • Unterstützung von Haut und Haaren: Spermidin fördert die Produktion von Kollagen und Elastin, die für die Struktur und Elastizität der Haut wichtig sind. Studien an Mäusen zeigen zudem eine positive Wirkung auf das Haarwachstum und eine Verringerung des altersbedingten Haarverlusts.
  • Darmgesundheit: Es wirkt entzündungshemmend im Darm und unterstützt das Immunsystem. Darmbakterien können ebenfalls Spermidin produzieren, was zur allgemeinen Darmgesundheit beiträgt.
  • Schutz vor Diabetes Typ 2: Spermidin schützt insulinproduzierende Betazellen der Bauchspeicheldrüse durch Aktivierung der Autophagie, was einer Schädigung dieser Zellen vorbeugen könnte.

Obwohl präklinische Studien vielversprechend sind, ist die Wirkung von Spermidin beim Menschen noch nicht vollständig erforscht. Langfristige Sicherheit und optimale Dosierung sind unklar. Die sicherste Methode zur Aufnahme bleibt eine spermidinreiche Ernährung.

Wechselwirkungen und Nebenwirkungen

Spermidin wird in der Regel gut vertragen. Bei moderaten Dosierungen (1–2 mg/Tag) sind keine Nebenwirkungen zu erwarten. Mögliche Nebenwirkungen bei höheren Dosen:

  • Verdauungsbeschwerden: Blähungen, Bauchschmerzen, Übelkeit oder Durchfall können auftreten, insbesondere bei hohen Dosen.
  • Histaminintoleranz: Spermidin kann die Freisetzung von Histamin fördern und bei empfindlichen Personen Beschwerden auslösen.
  • Allergische Reaktionen: Selten treten Hautausschläge, Juckreiz oder Atembeschwerden auf. Diese erfordern sofortige ärztliche Abklärung.
  • Langzeiteffekte hoher Dosierungen sind noch nicht ausreichend erforscht, weshalb eine ärztliche Überwachung bei langfristiger Einnahme empfohlen wird.

Wechselwirkungen von Spermidin mit Medikamenten:

  • Beeinflussung von Cytochrom-P450-Enzymen:
  • CYP3A4: Spermidin kann die Aktivität des Enzyms CYP3A4 hemmen, das für den Abbau vieler Medikamente verantwortlich ist, darunter Statine, Calciumkanalblocker und bestimmte Antidepressiva. Dies kann zu erhöhten Medikamentenspiegeln im Blut führen, was die Wirkung und Nebenwirkungen verstärken könnte.
  • CYP2D6: Spermidin kann auch die Aktivität von CYP2D6 beeinflussen, welches am Metabolismus von Betablockern, Antipsychotika und anderen Antidepressiva beteiligt ist. Dies könnte ebenfalls die Wirksamkeit und Toxizität dieser Medikamente verändern.
  • Blutverdünner: Spermidin kann die Wirkung von blutverdünnenden Medikamenten wie Warfarin beeinflussen. Dies könnte das Risiko von Blutungen erhöhen oder die Wirksamkeit der Medikamente beeinträchtigen.
  • Interaktionen mit entzündungshemmenden Medikamenten: Es wird diskutiert, dass Spermidin ähnliche biochemische Ziele wie Aspirin haben könnte, was theoretisch Wechselwirkungen mit entzündungshemmenden Arzneimitteln verursachen kann.
  • Beeinflussung der Autophagie: Da Spermidin Prozesse wie die Autophagie fördert, könnten Wechselwirkungen mit Medikamenten auftreten, die ebenfalls diese zellulären Mechanismen modulieren (z. B. Krebsmedikamente).
  • Andere potenzielle Wechselwirkungen: Personen, die Medikamente zur Regulierung des Immunsystems oder blutdrucksenkende Mittel einnehmen, könnten ebenfalls betroffen sein. Eine vorherige Rücksprache mit einem Arzt wird dringend empfohlen.

Empfehlung: Patienten, die regelmäßig Medikamente einnehmen, sollten vor der Einnahme von Spermidin-Supplementen unbedingt einen Arzt konsultieren, um potenzielle Wechselwirkungen zu vermeiden

Einnahmeempfehlungen

Es gibt keine einheitlichen wissenschaftlichen Dosierungsempfehlungen für Spermidin, da die optimale Menge von individuellen Faktoren wie Alter, Gewicht, Gesundheitszustand und Lebensstil abhängt.

  • Studien verwenden in der Regel Dosierungen zwischen 1 und 5 mg pro Tag, wobei diese Mengen gut verträglich sind.
  • Die Höchstmenge für Nahrungsergänzungsmittel in der EU liegt bei 6 mg pro Tag, um mögliche Nebenwirkungen zu vermeiden.
  • Eine typische westliche Ernährung liefert etwa 7–23 mg Spermidin pro Tag durch Lebensmittel wie Weizenkeime, Sojabohnen, gereiften Käse und Pilze.

Fachinformationen

[Madeo2018] fasst den Stand es Wissens gut zusammen in seiner Monografie „Spermidin in Gesundheit und Krankheit“. Er argumentiert klar in die Richtung Anti-Aging (Zitat): „Obwohl die Kalorienrestriktion klare Vorteile für die Maximierung der Gesundheits- und Lebensspanne hat, ist sie so unangenehm, dass sich nur wenige Menschen daran halten. Madeo et al. überprüfen Beweise dafür, dass eine erhöhte Aufnahme des Polyamins Spermidin viele der gesunden Auswirkungen der Kalorienrestriktion zu reproduzieren scheint, und sie erklären seine zellulären Wirkungen, zu denen eine Verbesserung der Autophagie und Proteindeacetylierung gehört. Spermidin kommt in Lebensmitteln wie Weizenkeimen, Sojabohnen, Nüssen und einigen Obst- und Gemüsesorten vor und wird von der Mikrobiota produziert. Eine erhöhte Aufnahme von Spermidin hat eine schützende Wirkung gegen Krebs, Stoffwechselerkrankungen, Herzerkrankungen und Neurodegeneration.

[Madeo2020] geht in einer weiteren Übersichtsarbeit „auf Ernährungsphysiologische Aspekte von Spermidin“ ein. Er erklärt (Zitat) „Natürliche Polyamine (Spermidin und Spermin) sind kleine, positiv geladene Moleküle, die allgegenwärtig in Organismen und Zellen vorkommen. Sie üben zahlreiche (intra)zelluläre Funktionen aus und wurden mit dem Schutz vor verschiedenen altersbedingten Krankheiten in Verbindung gebracht. Obwohl der Polyaminspiegel auf komplexe altersabhängige, gewebe- und zelltypspezifische Weise abnimmt, wird er bei gesunden Nicht-Agenaren und Hundertjährigen aufrechterhalten. Erhöhte Polyaminspiegel, auch durch eine erhöhte Nahrungsaufnahme, wurden durchweg mit einer verbesserten Gesundheit und einer geringeren Gesamtsterblichkeit in Verbindung gebracht. In präklinischen Modellen verlängert die Nahrungsergänzung mit Spermidin die Lebensdauer und die Gesundheit. In dieser Übersichtsarbeit beleuchten wir wichtige Aspekte der Polyaminaufnahme über die Nahrung und fassen den aktuellen Kenntnisstand über die Aufnahme und Verteilung von Polyaminen in der Nahrung und im Magen-Darm-Bereich und deren Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit zusammen. Darüber hinaus fassen wir klinische und epidemiologische Studien zu diätetischen Polyaminen zusammen.

[Qi2016] zeigt, dass Spermidin durch ATM-abhängige Aktivierung des PINK1/Parkin-Signalwegs Mitophagie induziert. Er weist also nach, wie Spermidin fehlerhafte Zellen und Mitochondrien eliminiert.

[Madeo2019a] zeigt wieder in die Richtung, dass Spermidin ein physiologischer Autophagie-Induktor ist, der beim Menschen als Anti-Aging-Vitamin wirkt. Die wichtigste Aussage ist (Zitat): „…dass die Gewebekonzentrationen von Spermidin sowohl bei Modellorganismen als auch beim Menschen altersabhängig abnehmen Dies kann für eine verminderte Autophagie verantwortlich sein und das Auftreten altersassoziierter Krankheiten vorantreiben. Eine bemerkenswerte Ausnahme von diesem Rückgang des Spermidinspiegels sind gesunde Nicht-Teenager und Hundertjährige, die Vollblutkonzentrationen beibehalten, die an jüngere Personen (mittleren Alters) erinnern

[Eisenberg2017] Eine hohe Spermidinaufnahme über die Nahrung korreliert mit einem niedrigeren Blutdruck und einem reduzierten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.