
Eine der häufigsten Aussagen, die in der heutigen Zeit anzutreffen sind, ist die Aussage, dass Menschen sich immer müde, erschöpft und antriebslos fühlen.
Das Erschöpfungssyndrom kann in verschiedenen Formen auftreten, darunter das Chronische Erschöpfungssyndrom (CFS) und die Erschöpfungsdepression. Hier sind einige der bekannten Ursachen und Risikofaktoren:
- Infektionen: Häufig tritt CFS nach Infektionen auf, wie z.B. Epstein-Barr-Virus (Pfeiffersches Drüsenfieber), Influenza-Viren oder COVID-19.
- Genetische Prädisposition: Zwillingsstudien deuten auf eine genetische Anfälligkeit hin, obwohl keine spezifischen Risikogene identifiziert wurden.
- Stress und körperliche Überlastung: Hoher Stress und körperliche Aktivität können das Risiko erhöhen.
- Immundefekte und Störungen des Energiestoffwechsels: Diese Faktoren werden ebenfalls als mögliche Ursachen diskutiert.
Als Ursachen und Risikofaktoren für die Erschöpfungszustände werden häufig folgende Ursachen diskutiert:
- Langanhaltender Stress: Besonders am Arbeitsplatz oder in persönlichen Beziehungen kann Stress zu Erschöpfungsdepression führen.
- Mangelnde Work-Life-Balance: Eine unzureichende Balance zwischen Arbeit und Privatleben kann das Risiko erhöhen.
- Persönliche Veranlagung: Faktoren wie Perfektionismus und geringes Selbstwertgefühl können eine Rolle spielen.
- Traumata oder belastende Lebensereignisse: Diese können ebenfalls zur Entwicklung einer Erschöpfungsdepression beitragen.
Prinzipiell ist die Analyse der Ursachen und deren Behebung sehr komplex und bedarf in der Regel eine therapeutische Begleitung. Dennoch gibt es eine biochemische Kernursache, die man auch mit Micronährstoffen gut behandeln kann: Die Mitochondriopathie.
Was ist Mitochondriopathie?
Mitochondrien sind entscheidende Zellorganellen, die in fast allen eukaryotischen Zellen vorkommen und mehrere wichtige Funktionen erfüllen. Mitochondrien sind bekannt als die “Kraftwerke der Zelle”, da sie über 95% der Zellenergie in Form von Adenosintriphosphat (ATP) produzieren. ATP ist im Körper von Lebewesen der universelle Energieträger, der für alle zellulären Aktivitäten benötigt wird, wie Muskelkontraktionen und Stofftransport.
Der Körper produziert täglich eine enorme Menge an Adenosintriphosphat (ATP), die etwa dem doppelten des eigenen Körpergewichtes entspricht. Ein normalgewichtiger Mensch verbraucht täglich etwa 140 kg ATP, was bedeutet, dass das ATP ständig recycelt wird, um die Energieversorgung aufrechtzuerhalten. Jedes ATP-Molekül wird etwa 2000 Mal pro Tag umgewandelt und wieder aufgeladen.
Zu jedem Zeitpunkt enthält der Körper nur etwa 50 Gramm ATP, aber durch die ständige Produktion und Umwandlung von ADP zurück zu ATP wird der Energiebedarf gedeckt. Die Produktion von ATP erfolgt hauptsächlich in den Mitochondrien durch die Zellatmung, die aus Glykolyse, Citratzyklus und Atmungskette besteht.
Die Mitochondrien wandeln das energiearme ADP in das energiereiche ATP um, in dem sie Zucker und Sauerstoff chemisch „verbrennen“. Die Zellen verbauchen das ATP, entziehen ihm die Energie und verwandeln es dabei in ADP.
Zusätzlich haben die Mitochondrien noch andere Funktionen:
- Regulierung des Zellzyklus und Apoptose: Mitochondrien spielen eine Rolle bei der Regulierung des Zellzyklus und der Apoptose (programmierter Zelltod), was wichtig für die Gesundheit der Zellen ist.
- Signalübertragung und Immunsystem: Neuere Forschungen zeigen, dass Mitochondrien auch an der Signalübertragung im Immunsystem beteiligt sind und den NF-κB-Signalweg regulieren, der bei der Abwehr von Krankheitserregern hilft.
- Stoffsynthese und -abbau: Sie sind an der Synthese von Steroidhormonen und der Harnstoffsynthese beteiligt sowie an der Produktion von Wärme in braunem Fettgewebe.
- Entgiftung und Schutz vor freien Radikalen: Mitochondrien helfen, die bei der ATP-Produktion entstehenden freien Sauerstoffradikale abzubauen, um Zellschäden zu verhindern.
Bedingt durch die Prozesse in den Mitochondrien entstehen auch freie Radikale, die sogenannten ROS (Reaktive Sauerstoff Spezies). Diese beschädigen die Mitochondrien, so dass diese ständig Reparaturen ausführen und nach einiger Zeit ausgetauscht und erneuert werden müssen.
Kommt es nun zu einer Überlastungssituation durch Infektionen oder extremen Stress, versagen diese Reparaturmechanismen mehr und mehr und die Anzahl und die Leistungsfähigkeit der Mitochondrien leidet. Dies nennt man Mitochondriopathie.
Mitochondriopathie bezeichnet eine Gruppe von Erkrankungen, die durch Funktionsstörungen der Mitochondrien verursacht werden. Diese Erkrankungen sind oft genetisch bedingt und führen zu einer beeinträchtigten Energieproduktion in den Zellen. Hier sind einige wichtige Aspekte zu Mitochondriopathien:
Mitochondriopathien entstehen häufig durch genetische Mutationen, die entweder vererbt oder spontan auftreten können. Diese Mutationen betreffen entweder die mitochondrialen DNA oder die nukleäre DNA, die für die Mitochondrienfunktion wichtig ist.
Umweltfaktoren wie Umweltgifte, Infektionen und Stoffwechselstörungen können ebenfalls zur Mitochondrienfunktionsstörung beitragen.
Die Symptome:
- Muskelschwäche und Erschöpfung: Häufige Symptome sind Muskelschwäche, Erschöpfung und Belastungsintoleranz.
- Neurologische Symptome: Dazu gehören epileptische Anfälle, kognitive Beeinträchtigungen und Schlaganfall-ähnliche Episoden.
- Visuelle und auditive Probleme: Betroffene können Seh- und Hörprobleme entwickeln.
- Herz-Kreislauf-Probleme: Herzmuskelschwäche und Herzrhythmusstörungen sind möglich
In der Schulmedizin gibt es keine Behandlung für Mitochondriopathie. Es wird allgemein empfohlen, seinen Lebenswandel anzupassen, sich gesund zu ernähren. Die Therapie mit Micronährstoffe ist aber sehr erfolgreich.
Wie kann man Mitochondriopathie behandeln?
Für die Behandlung von Mitochondriopathien werden verschiedene Nahrungsergänzungsmittel eingesetzt, die darauf abzielen, die Energieproduktion zu unterstützen, die Mitochondrien zu schützen und ihre Funktion zu verbessern. Hier sind einige der häufig verwendeten Ergänzungsmittel:
- Coenzym Q10 (Ubichinon/Ubichinol): Q10 ist der Hauptbestandteil der meisten Moleküle in den Mitochondrien, die für die ATP-Bildung verantwortlich sind. Kommt es zu einem Energiemangel durch Ausfalle der Mitochondrien, kann im Körper nicht mehr genug davon hergestellt werden, was die Mitochondriopathie noch verschlimmert. Daher ist die reichliche Zufuhr von Q10 dann sehr wichtig. Minimale Dosierung: 100 bis 300 mg pro Tag.
- Alpha-Liponsäure unterstützt die Energieproduktion und hat antioxidative Eigenschaften.
- Vitamin B-Komplex: Besonders Vitamin B1, B2 und B12 sind wichtig für die Energieproduktion in den Mitochondrien. Die B-Vitamine sind wichtige Katalysatoren bei den Reaktionen in den Mitochondrien
- Vitamin C und E: Schützen die Mitochondrien vor oxidativem Stress.
- Selen und Zink: Wichtige Mineralstoffe zur Unterstützung der mitochondrialen Funktion. Auch diese sind elementare Bestandteile der Reaktionen in den Mitochondrien
- Methylenblau baut den Stoffwechsel effektiver um und verhindert die Bildung von Radikalen in den Mitochondrien
- Glutathion: Antioxidans, das die Mitochondrien vor Schäden schützt. Kann alternativ als Vorstufe Acetylcystein eingenommen werden
- L-Carnitin: Unterstützt die Fettverbrennung und die Energieproduktion in den Mitochondrien.
- NADH und NMN: Vorläufer von NAD+, das für die Energieproduktion in den Mitochondrien notwendig ist.
- Pyrrolochinolinchinon (PQQ): Fördert die Neubildung von Mitochondrien und verbessert die Energieproduktion. Dosierung: 10 bis 20 mg pro Tag.
- Cordyceps steigert die ATP-Produktion und erhöht so die Energieversorgung der Zellen messbar. Cordyceps fördert die Sauerstoffaufnahme und verbessert die anaerobe Schwelle, was u.a. für Ausdauersportler von Vorteil ist
- Urolithin A: Fördert die Mitophagie und die Neubildung von Mitochondrien. Dosierung: 250 bis 1000 mg pro Tag.
- Omega-3 EPA: Unterstützt die Gesundheit der Mitochondrien und reduziert Entzündungen.
Wissenschaftliche Hintergrundinformationen
Die Mitochondrien sind unsere Kraftwerke, die in den Zellen sitzen und den gesamten Körper mit Energie versorgen. Ihre Aufgabe ist es, aus Glucose (Zucker) Energie und damit aus ADP das ATP zu erzeugen, welches dann sozusagen als „Energieträger“ den gesamten Körper versorgt.
Der Prozess ist relativ komplex und hat einige Probleme zur Folge:
Quelle: DocCheck Flexicon, https://flexikon.doccheck.com/de/Mitochondrium
Die (rosa gefärbten) Komplexe I bis IV haben die Aufgabe, Protonen in den Internmembranraum zu transportieren. Dort entsteht, fast wie in einem Dampfkessel, ein (Protonen-)„Druck“, der dann von Komplex V wie von einer Turbine genutzt wird, um chemische Energie zu erzeugen. Diese Energie nutzt der letzte Komplex dann, um aus dem energiearmen ADP das energiereiche ATP zu erzeugen. Das ATP wird dann an die Zelle geliefert, die damit ihren Stoffwechsel betreibt.
Wäre das Gebilde ein „Kraftwerk“, würde links statt Steinkohle und Luft eben Zucker und Sauerstoff hineingehen und rechts würde statt elektrischem Strom das ATP erzeugt werden, mit dem dann alle „Motoren“ im Körper bedient werden.
Würden alle Mitochondrien sofort aufhören zu arbeiten, wären wir auf der Stelle tot!
Der Mechanismus der Mitochondrien ist nicht sehr zuverlässig. Es gibt ständig kleine Lecks in den ersten 3 Komplexen, so, dass Elektronen austreten und ROS (Reactice Oxygen Species), sogenannte Sauerstoffradikale erzeugen. Diese greifen Zellen, das Zellinnere, die Membran der Mitochondrien und auch die einzelnen Komplexe an und zerstören diese mindestens teilweise.
Je mehr ROS auftreten, desto größer sind die Schäden, siehe hierzu auch [Alfadda2012], [Datta1999], [Scialo2017]. Einflüsse wie Infektionen, Krebs, Impfungen, Giftstoffe oder Stress führen zu einer starken Erhöhung der ROS. Folgt man der Schilderung oben, kann man sich etwas vorstellen, was eine zu starke Beschädigung der Membran einer Mitochondriums bedeutet: Der Protonen-„Druck“ in der Membran fällt, weil der „Druck“ durch die Lücken in der Membran entweicht und der Komplex V hat keine Energie mehr zur Verfügung, um seine chemische „Turbine“ zu betreiben. Somit wird kein ATP mehr an dieser Stelle produziert.
Nun hat der Körper eigentlich Reparatursysteme, die eine defekte Membran flicken oder austauschen können oder aber das defekte Mitochondrium einfach abtöten (Apoptose) und durch ein neues Mitochondrium ersetzen. Der kleine Nachteil: Auch diese Reparatursysteme brauchen viel Energie, also ATP als Energiequelle. Fallen nun viele Mitochondrien auf diese Weise durch ROS-Attacken aus, kippt irgendwann das Gleichgewicht und die meisten Schäden könne nicht mehr repartiert werden, weil die Energie fehlt und in lebenswichtigen Prozessen verbraucht wird. Das Ergebnis: Energielosigkeit, Müdigkeit, Schwäche und Infektanfälligkeit, denn auch das Immunsystem verbraucht viel ATP.
Ähnlich verläuft übrigens auch die Krankheit „Altern“, da der Körper z.B. immer weniger Q10 (Ubichinon) selber herstellen kann. Q10 aber ist ein zentraler Bestandteil der Komplexe I bis III. Fehlt Q10, kann der Körper defekte Mitochondrien nicht mehr reparieren oder austauschen. Der Energielevel fällt, die Reparatursysteme fallen immer weiter aus und der Weg führt immer tiefer in das Desaster, bis der verfrühte Tod eintritt.
Der Weg aus diesem Desaster erfordert einige Eingriffe in den Stoffwechsel. Diese sind oben genauer beschrieben.