
Auf einen Blick
Artemisia annua, auch bekannt als Einjähriger Beifuß, ist eine Heilpflanze aus der Familie der Korbblütler, die ursprünglich aus China und Vietnam stammt und in der traditionellen chinesischen Medizin eine wichtige Rolle spielt. Sie ist nicht zu verwechseln mit dem mehrjährigen Beifuß (Artemisia vulgaris).
Artemisia annua (Einjähriger Beifuß) und Artemisia vulgaris (Gemeiner/Mehrjähriger Beifuß) sehen sich ähnlich, lassen sich aber anhand folgender Merkmale sicher unterscheiden:
Artemisia annua ist einjährig: Sie wächst, blüht und stirbt innerhalb eines Jahres ab. Artemisia annua: Blätter sind saftig grün, etwa 3–5 cm lang, doppelt bis dreifach fein gefiedert und wirken zarter. Sie duften aromatisch nach Kampfer, Thymian oder Minze. Die Blüten sind in zarten, gelbgrünen Rispen angeordnet und enthalten gelbe Röhrenblüten. Die Stängel ist meist völlig kahl, längsgerieft und oft rötlich oder bräunlich gefärbt. Verströmt einen starken, aromatischen Duft.
Artemisia vulgaris: Die Blätter sind dunkler, oft auf der Unterseite weißfilzig, gröber und weniger fein gefiedert. Die Blüten sind unscheinbar, meist weißlich-silbern gefärbt und weniger auffällig. Der Stängel kann behaart sein und ist in der Regel weniger auffällig gefärbt. Riecht weniger intensiv, eher krautig
Artemisia annua enthält mehr als 600 verschiedene Inhaltsstoffe, darunter:
- Artemisinin: Der bekannteste und am besten erforschte Wirkstoff, ein Sesquiterpenlacton, das vor allem für seine Wirksamkeit gegen Malaria bekannt ist. Artemisinin kommt hauptsächlich in den grünen Pflanzenteilen vor und ist kurz vor der Blüte am höchsten konzentriert.
- Flavonoide: Antioxidativ wirkende Pflanzenstoffe wie Quercetin, die das Immunsystem stärken und entzündungshemmend wirken.
- Ätherische Öle: Enthalten u.a. Artemisiaketon, α- und β-Pinen, Camphen, Myrcen, Menthol, Thymol und weitere Verbindungen, die antimikrobielle und entspannende Eigenschaften haben.
- Bitterstoffe: Fördern die Verdauung und wirken entgiftend, entzündungshemmend und krampflösend.
- Weitere sekundäre Pflanzenstoffe: Polyphenole, Phytosterole, Kumarine, Sesquiterpene, Polysaccharide, Phenolsäuren und Beta-Sitosterol
Artemisia annua hat folgende Wirkungen:
1. Antimalarische Wirkung
- Der Hauptwirkstoff Artemisinin ist international als wirksames Mittel gegen Malaria anerkannt und hat die Sterblichkeitsrate bei dieser Krankheit deutlich gesenkt.
2. Antivirale, antibakterielle und antiparasitäre Wirkung
- Extrakte aus Artemisia annua wirken gegen zahlreiche Viren (z.B. Herpes, Hepatitis, Epstein-Barr), Bakterien und Parasiten, einschließlich der Malaria-Erreger und Borrelien (Borreliose).
- Die ätherischen Öle und weiteren Inhaltsstoffe zeigen eine starke Wirkung gegen Pilze wie Candida und gegen Parasiten (z.B. Würmer).
3. Antioxidative und entzündungshemmende Eigenschaften
- Artemisia annua besitzt ein sehr hohes antioxidatives Potenzial (hoher ORAC-Wert) und schützt Zellen vor freien Radikalen.
- Die Pflanze wirkt entzündungshemmend und kann Schmerzen lindern, beispielsweise bei Arthrose oder anderen entzündlichen Erkrankungen des Bewegungsapparats.
4. Immunstärkend
- Die Inhaltsstoffe stimulieren das Immunsystem und können zur Vorbeugung und Unterstützung bei Infektionen eingesetzt werden.
5. Potenzielle Wirkung gegen Krebs
- Studien deuten darauf hin, dass Artemisinin gezielt Krebszellen angreifen kann, indem es in deren eisenreichen Milieu aggressive Sauerstoffradikale freisetzt, die die Tumorzellen zerstören, ohne gesunde Zellen zu schädigen.
- Auch bei anderen schweren Erkrankungen wie HIV werden positive Effekte diskutiert.
6. Unterstützung bei Stoffwechselerkrankungen
- Artemisia annua kann den Blutzuckerspiegel regulieren, die Insulinresistenz verbessern und so bei Diabetes Typ 2 und Übergewicht unterstützend wirken.
7. Weitere Effekte
- Die Pflanze wird auch bei Allergien, Borreliose, Pilzbefall, Verdauungsbeschwerden und als Adaptogen gegen Stress eingesetzt.
Sucht man nach Artemisia Annua Produkten, wird man nur am Graumarkt fündig. In Europa sind eigentlich nur Produkte mit Artemisia Vulgaris verfügbar. Die Vermarktung vom Artemisia Annua Produkten ist international untersagt. Die offizielle Erklärung ist, dass man Resistenzbildung des Malaria-Parasiten verhindern möchte. Dahinter stecken aber andere Parasiten (Pharmaparasiten) und die haben eine menschliche Gestalt. Es wäre fatal, wenn ein sehr wirksames und preiswertes Heilmittel öffentlich verfügbar wäre.
Daher bleiben nur zwei Optionen:
- Man kauft Extrakte am grauen Markt (siehe Bezugsquellen)
- Man sucht diese Pflanze in der Natur, erntet und trocknet diese oder kauft sich getrocknets Kraut und stellt daraus einen Extrakt her
Rezept: Für die Eigenherstellung der Tinktur geht man wie folgt vor: Man füllt das zerkleinerte Pflanzenmaterial in ein sauberes, verschließbares Glasgefäß (z.B. Schraubglas), übergießt das Kraut mit hochprozentigem Alkohol (z.B. 40–70%igen Korn oder Wodka), bis das Pflanzenmaterial gut bedeckt ist. Für getrocknete Kräuter empfiehlt sich ein Verhältnis von etwa 30 g auf 100 ml Alkohol. Man verschließt das Glas und lagert es 4-6 Wochen an einem dunklen, kühlen Ort, schüttelt es dabei täglich, um die Extraktion zu fördern. Dann presst man das Kraut aus. Auf diese Weise erreicht man eine Artemisin-Konzentration von 3mg pro ml, also pro 10 Tropfen etwa 1mg Artemisin.
Wechselwirkungen und Nebenwirkungen
Artemisia annua gilt im Allgemeinen als gut verträglich, dennoch können – wie bei jeder medizinischen Anwendung – Nebenwirkungen auftreten, insbesondere bei hohen Dosierungen oder längerer Anwendung.
- Leberbelastung: In seltenen Fällen kann es bei hoher Dosierung oder längerer Einnahme zu Leberschäden kommen. Es wurden Einzelfälle von Leberentzündung nach mehrwöchiger Anwendung berichtet, die sich nach Absetzen wieder zurückbildeten.
- Magen-Darm-Beschwerden: Übelkeit, Erbrechen und Durchfall können auftreten, vor allem bei Überdosierung oder empfindlichen Personen.
- Kopfschmerzen und Schwindel: Insbesondere bei Überempfindlichkeit oder zu hoher Dosierung sind Kopfschmerzen, Schwindel und Gleichgewichtsstörungen möglich.
- Hautreaktionen: Bei äußerlicher Anwendung (z.B. Cremes) oder Überdosierung können Hautausschläge auftreten. Allergische Reaktionen, auch Asthma, sind bei entsprechender Veranlagung möglich.
- Beeinträchtigung des Schlafs: Artemisia annua kann bei sensiblen Menschen anregend wirken und den Schlaf beeinträchtigen, wenn es abends eingenommen wird.
- Blutbildveränderungen: Es kann zu einer Verminderung der weißen Blutkörperchen kommen.
- Innenohr-Beeinträchtigungen: In Einzelfällen wurden Schwindel und Hörprobleme berichtet, insbesondere bei bestimmten Derivaten wie Artesunat
Einnahmeempfehlungen
Die Dosierung von Artemisia annua richtet sich nach der Darreichungsform, dem Anwendungszweck (akut oder unterstützend) sowie dem Körpergewicht. Hier die wichtigsten Empfehlungen:
1. Kapseln/Tabletten mit Pflanzenpulver
- Für Erwachsene (ca. 75 kg):
4 x 2 Kapseln à 600 mg oder 4 x 4 Kapseln à 300 mg täglich, jeweils zwischen den Mahlzeiten und vor dem Schlafengehen einnehmen.
Die Einnahme sollte mindestens 30 Minuten, besser 1 Stunde vor dem Essen erfolgen und nicht zusammen mit Eisen. - Für Kinder:
70 mg Artemisia pro kg Körpergewicht und Tag, auf 4 Einzeldosen verteilt, jeweils 1 Stunde vor dem Essen und vor dem Zubettgehen.
2. Tee
- 5 g getrocknete Blätter mit 1 Liter kochendem Wasser übergießen, 10–15 Minuten ziehen lassen, abseihen und über den Tag verteilt trinken.
Bei hochwertigem Kraut (ca. 1 % Artemisinin) entspricht das 5–10 g Kraut pro Liter und Tag, was etwa 5–15 mg Artemisinin pro Liter ergibt.
3. Alkoholischer Extrakt (Tinktur)
- Präventiv: 2–3-mal täglich je 15–20 Tropfen (0,75–1 ml) vor dem Essen mit Wasser verdünnt.
- Bei akutem Infekt: 3-mal täglich je 20–30 Tropfen, kurweise für 1–2 Wochen1.
4. Pflanzenpulver
- 1 Teelöffel (ca. 2 g) pro Tag zur Vorbeugung, bei Infektionen vorübergehend bis zu 2–3 Teelöffel pro Tag. Nach drei Wochen Einnahme wird eine Woche Pause empfohlen.
5. Hochkonzentrierte Extrakte (z.B. 30:1 oder 50:1)
- Die Dosierung richtet sich nach Herstellerangaben und Konzentration. Beispiel:
Ein Messlöffel (50 mg) eines 50:1-Extrakts entspricht etwa 1 g getrockneter Pflanze.
Wichtige Hinweise:
- Artemisia annua sollte nicht dauerhaft, sondern kurweise eingenommen werden (z.B. 2–3 Wochen Einnahme, 1 Woche Pause).
- Nicht zusammen mit eisenhaltigen Präparaten einnehmen, da dies die Wirkung beeinträchtigen kann.
- Bei Kindern, Schwangeren, Stillenden oder bei Vorerkrankungen sollte die Einnahme mit einem Arzt abgestimmt werden
Fachinformationen
Artemisinin, der aktive Bestandteil von Artemisia annua, wurde von der chinesischen Wissenschaftlerin Youyou Tu entdeckt, was ihr 2015 den Nobelpreis für Medizin einbrachte. Artemisinin-basierte Kombinationstherapien (ACTs) sind heute die Standardbehandlung für Malaria weltweit.
[Mueller2004] In einer randomisierten, kontrollierten Studie wurde die Wirksamkeit von traditionellen Teezubereitungen aus Artemisia annua bei unkomplizierter Malaria untersucht. Die Behandlung führte zu einer schnellen Reduktion der Parasitenlast und der klinischen Symptome. Allerdings waren die Rückfallraten hoch, weshalb eine Monotherapie mit Artemisia annua nicht empfohlen wird, aber weitere Untersuchungen verdient.
[Stebbings2016] Diese placebokontrollierte Pilotstudie untersuchte die Wirkung eines Extrakts aus Artemisia annua (Arthrem) bei Patienten mit Hüft- oder Kniearthrose über 12 Wochen. Die niedrig dosierte Gruppe (150 mg zweimal täglich) zeigte signifikante Verbesserungen in Schmerz, Steifheit und körperlicher Funktion im Vergleich zur Placebogruppe. Der Extrakt wurde gut vertragen.
[Baggieri2023], [Nair2022], [Nair2023] In-vitro-Studien haben gezeigt, dass Heißwasserextrakte (also Tee) von Artemisia annua die Replikation von Viren (u.a. SARS-CoV-2), hemmen können. Die antivirale Aktivität scheint nicht ausschließlich auf Artemisinin zurückzuführen zu sein, sondern auch auf andere Bestandteile wie Scopoletin, Arteannuin B und Artemisinsäure. Diese Komponenten interagieren mit viralen Proteinen wie dem Spike-Protein und 3CLpro, was auf potenzielle therapeutische Anwendungen hinweist.
[Romero2006] zeigt die Antivirale Wirkung von Artemisia Annua gegen diverse Viren auf.
[Tao2020] zeigt die Wirkung von Atremisia Annua gegen Viren und Bakterien