

Auf einen Blick
Rutin ist ein natürlich vorkommendes Flavonoid, das in vielen Pflanzen wie Buchweizen, Äpfeln, Zitrusfrüchten, Feigen sowie in grünem und schwarzem Tee enthalten ist.
Schwarze Johannisbeeren, Zitrusfrüchte (vor allem die weiße Schale), Äpfel (Schale), Spargel, Himbeeren, Pflaumen, Oliven, Zwiebeln und Tee enthalten ebenfalls Rutin, allerdings in geringen Mengen (z.B. Buchweizen: 36,1 mg/100 g, Spargel: 23,2 mg/100 g, Himbeeren: 11 mg/100 g, Pflaumen: 6 mg/100 g).
Es wird gerne aus dem japanischen Schnurbaum (Styphnolobium japonicum) gewonnen: Die Blüten und Blütenknospen enthalten mit 15–20 % (150.000–200.000 mg/kg Trockenmasse) die höchsten bekannten Rutinmengen, die Blätter etwa 4 %
Rutin ist eng mit Quercetin verwandt. Chemisch betrachtet ist Rutin ein sogenanntes Glycosid des Quercetins, genauer Quercetin-3-O-Rutinosid. Das bedeutet, Rutin besteht aus dem Quercetin-Molekül, an das ein spezieller Zucker (Rutinose) gebunden ist. Durch diesen Zuckeranhang ist Rutin wasserlöslicher als Quercetin, wird aber im Körper anders verarbeitet: Während Quercetin direkt im Dünndarm aufgenommen wird und eine hohe Bioverfügbarkeit aufweist, muss Rutin zunächst von Darmbakterien abgebaut werden, bevor das Quercetin freigesetzt und absorbiert werden kann. Daher wirkt Rutin etwas langsamer und hat eine geringere, aber dafür länger anhaltende Bioverfügbarkeit.
Beide Substanzen haben antioxidative und entzündungshemmende Eigenschaften, unterscheiden sich aber in der Wirkungsschwerpunkten und der Aufnahme im Körper. Rutin ist besonders effektiv für die Gefäßgesundheit, zum Schutz und zur Stärkung der Blutgefäße und Kapillaren. Es eignet sich gut für eine langfristige, gleichmäßige Wirkung, etwa bei chronischen Venenerkrankungen.
Quercetin wirkt breiter, unter anderem auf das Immunsystem, den Stoffwechsel und bei Allergien. Es wird schneller aufgenommen und eignet sich daher auch für kurzfristige oder akute Anwendungen. Manche Nahrungsergänzungsmittel kombinieren beide Stoffe, um die jeweiligen Vorteile zu nutzen
Die wichtigsten wissenschaftlich belegten und diskutierten Wirkungen von Rutin sind:
1. Gefäßschutz und Stärkung der Blutgefäße
- Rutin stärkt die Kapillarwände und erhöht deren Elastizität, wodurch die Durchlässigkeit und Brüchigkeit der Gefäße verringert wird
- Es wird häufig zur Vorbeugung und Behandlung von Venenerkrankungen wie Krampfadern, Besenreisern und Hämorrhoiden eingesetzt. Für diesen Zweck steht es sogar auf der „Gelben Liste“ der offiziellen Arzneimittel: https://www.gelbe-liste.de/wirkstoffe/Rutosid_631
2. Antioxidative Wirkung
- Rutin wirkt stark antioxidativ, das heißt, es neutralisiert freie Radikale und schützt so die Zellen vor oxidativem Stress, der zu Alterung und chronischen Erkrankungen beitragen kann.
- Es unterstützt und „recycelt“ zudem Vitamin C im Körper, was dessen Wirkung verlängern kann.
3. Entzündungshemmende Eigenschaften
- Das Flavonoid hemmt Entzündungsprozesse und kann dadurch Schmerzen und Gewebeschäden, etwa bei Arthritis oder chronischen Entzündungen, lindern.
4. Herz-Kreislauf-System
- Rutin kann helfen, den Blutdruck zu regulieren und die Herzfrequenz zu senken, indem es die Produktion von gefäßweitendem Stickstoffmonoxid (NO) anregt.
- Es trägt zur Senkung der Cholesterinwerte bei und vermindert die Oxidation von Cholesterin, was das Risiko für Arteriosklerose verringern kann.
5. Unterstützung der Blutzirkulation und Blutverdünnung
- Rutin verbessert die Durchblutung und kann die Bildung von Blutgerinnseln (Thrombosen) hemmen, indem es die Blutgerinnung reduziert.
- Diese Wirkung ist besonders relevant für Menschen mit erhöhtem Risiko für Thrombosen oder Schlaganfälle.
6. Schutz und Regeneration von Gewebe
- Es fördert die Produktion von Kollagen und Elastin, was die Hautelastizität verbessert und die Hautalterung verlangsamen kann.
- Rutin unterstützt die Heilung von Wunden und kann die Hautregeneration beschleunigen.
7. Stoffwechsel und Diabetes
- Studien deuten darauf hin, dass Rutin die Blutfett- und Blutzuckerwerte verbessern kann, indem es den Blutzuckeranstieg nach Mahlzeiten reduziert und die Insulinsensitivität erhöht.
- Es wird daher als potenziell hilfreich bei Diabetes und zur Vorbeugung von Arteriosklerose angesehen.
8. Schutz der Augen
- Rutin schützt empfindliche Gewebe im Auge vor oxidativem Stress und kann das Risiko für Linsentrübung (Grauer Star) und diabetische Retinopathie senken.
9. Unterstützung der Darmgesundheit
- Es fördert eine gesunde Darmflora, hilft bei chronischen Darmentzündungen und kann die Barrierefunktion des Darms verbessern.
10. Weitere potenzielle Effekte
- Es gibt Hinweise auf eine mögliche neuroprotektive Wirkung, etwa im Zusammenhang mit neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer oder Parkinson, wobei hierzu noch weitere Forschung nötig ist.
Wechselwirkungen und Nebenwirkungen
Rutin gilt in üblichen Dosierungen als mild, sehr gut verträglich und sicher. Nebenwirkungen treten selten auf, können aber vorkommen, insbesondere bei höheren Dosierungen oder bei empfindlichen Personen. Mögliche Nebenwirkungen:
- Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Bauchschmerzen oder Verdauungsstörungen.
- Kopfschmerzen.
- Hautausschlag, Juckreiz oder andere allergische Reaktionen. WICHTIG: Meist liegt in diesen Fällen eine Allergie gegen die Pflanze vor (z.B. japanischer Schnurbaum), so dass Präparate mit alternativen Quellen gesucht werden sollten
- Müdigkeit und Schwindel.
- Hitzewallungen.
- Muskelverspannungen oder Muskelsteifheit (selten).
- In sehr seltenen Fällen: Veränderungen des Herzrhythmus oder verschwommenes Sehen.
- Schwangere, Stillende und Kinder sollten Rutin nur nach Rücksprache mit einem Arzt einnehmen.
Rutin kann mit bestimmten Medikamenten und Nährstoffen interagieren. Die wichtigsten bekannten Wechselwirkungen sind:
- Blutverdünnende Medikamente: Rutin kann die Wirkung von blutverdünnenden Arzneimitteln (Antikoagulanzien und Thrombozytenaggregationshemmern) wie Warfarin, Heparin oder ASS verstärken, was das Risiko für Blutungen erhöhen kann.
- Antibiotika (Tetracycline): Die Wirkung und Nebenwirkungen von Tetracyclinen (eine Gruppe von Antibiotika) können durch die gleichzeitige Einnahme von Rutin verstärkt werden.
- Mineralstoffe: Wie andere sekundäre Pflanzenstoffe kann Rutin Mineralstoffe im Darm binden und so deren Aufnahme verringern, insbesondere bei sehr hoher Zufuhr.
- Weitere Medikamente: Bei gleichzeitiger Einnahme von Medikamenten, die auf das Herz-Kreislauf-System wirken, sollte Vorsicht geboten sein und eine ärztliche Rücksprache erfolgen.
- Es gibt Hinweise, dass Rutin die Wirkung von Antidepressiva beeinflussen könnte, wobei die klinische Relevanz noch nicht abschließend geklärt ist.
Wechselwirkungen können je nach Arzneiform und individueller Situation unterschiedlich ausfallen. Wer regelmäßig Medikamente einnimmt, sollte vor der Einnahme von Rutin ärztlichen Rat einholen
Einnahmeempfehlungen
Einnahmeempfehlungen für Rutin
- Für Erwachsene werden in der Regel 25 bis 100 mg Rutin pro Tag empfohlen, abhängig vom Anwendungsgebiet und individuellen Faktoren wie Alter und Gesundheitszustand.
- Bei speziellen Indikationen wie Venenerkrankungen oder Augenerkrankungen werden häufig 200 bis 300 mg pro Tag eingesetzt.
- Präparate mit 250 mg oder 500 mg Rutin pro Tablette/Kapsel sind im Handel erhältlich; meist wird eine Tablette täglich eingenommen, sofern nicht anders ärztlich verordnet.
- Die Einnahme sollte mit ausreichend Flüssigkeit zu den Mahlzeiten erfolgen, um die Verträglichkeit und Aufnahme zu verbessern.
- Eine typische minimale Einnahmedauer liegt bei vier bis acht Wochen. Die genaue Dauer hängt von den Beschwerden ab.
- Bei chronischen Beschwerden kann eine längere oder auch dauerhafte Einnahme sinnvoll sein.
Fachinformationen
[Bazyar2023 ] Rutin stärkt die Blutgefäße, erhöht ihre Flexibilität und kann die Durchblutung verbessern. Studien zeigen, dass Rutin den Blutdruck senken und die Gefäßfunktion bei Patienten mit Typ-2-Diabetes verbessern kann.
[Rahmani2023 ] Rutin wirkt als starkes Antioxidans, indem es freie Radikale neutralisiert und die Aktivität antioxidativer Enzyme wie Katalase und Superoxiddismutase erhöht. Zudem hemmt es entzündungsfördernde Zytokine wie TNF-α und IL-6, was zu einer Reduktion von Entzündungen im Körper führt.
[Choi2016 ] In einer klinischen Studie mit 40 Teilnehmern führte die Anwendung einer Rutin-haltigen Creme über vier Wochen zu einer erhöhten Hautelastizität und einer Reduktion von Falten. Rutin fördert die Kollagenproduktion und schützt die Haut vor oxidativem Stress.
[Ganeshpurkar2017 ] hat eine umfassende Metaanalyse zum pharmakologischen Potenzial von Rutin durchgeführt und die hunderten 2017 verfügbaren Publikationen komplett ausgewertet:
- Rutin kann die Knochendichte erhöhen und den Knochenabbau verlangsamen, was besonders bei Osteoporose von Vorteil ist. Es fördert die Osteoblastenaktivität und hemmt osteoklastische Prozesse, wodurch die Knochengesundheit verbessert wird.
- Eine Anti-Krebs-Wirkung ist durch verschiedene ausgewertete Studien (siehe dort) nachgewiesen für verschiedene Zelllinien, wie Leukämie, Dickdarmkrebs, Neuroblastom, Kolorektal, Lungenmetastasen, Melanotisches Melanom und Leberkarzinome
- Rutin hat die neuroprotektive Wirkung auf die Ischämie des Gehirns gezeigt. Die Verabreichung von Rutin führte zu einer Abschwächung der “ischämischen neuralen Apoptose”
- ZNS- und Verhaltensaktivität von Rutin wurden bei Mäusen auf dem Lochbrett, der Thiopental-induzierten Schlafzeit und der Bewegungsaktivität untersucht. Rutin, intraperitoneal verabreicht, verursachte eine beruhigende Wirkung auf das ZNS.
- Rutin besitzt auch eine antikonvulsive Wirkung und scheint für Patienten mit Epilepsie sicher zu sein, da es weder die Aktivität der verabreichten Antiepileptika verändert noch Nebenwirkungen zeigt
- Rutin hat Anti-Alzheimer-Aktivität und dient der Behandlung der hyperkinetischen Bewegungsstörung
- Studien zeigten die antidepressive Wirkung von Rutin, die durch die Erhöhung der Verfügbarkeit von Serotonin und Noradrenalin im synaptischen Spalt vermittelt wird
- Rutin fördert nach Schlaganfällen signifikant die Genesung des sensomotorischen Verlusts, was aufgrund der Verringerung der Neurodegeneration in der Peripherie der kortikalen Verletzung beobachtet wurde
- Rutin hat Analgetische und antiarthritische Wirkungen
- Antidiabetische Wirkungen: Rutin wurde zur glykämischen Kontrolle über eine Erhöhung der Insulinrezeptorkinase-Aktivität hinzugefügt und trug somit zur Förderung des “Insulinsignalwegs” bei, der zu einer erhöhten GLUT4-Translokation und einer erhöhten Glukoseaufnahme führte
- Rutin ist ein “selektiver und nicht-toxischer Modulator” der Hypercholesterinämie, senkt also LDL-Blutfette
- Rutin wirkt bei Bluthochdruck und verdünnt das Blut
- Rutin wirkt gegen Magengeschwüre (Antiulkus – Wirkung)
- Rutin hat antiasthmatische Wirkung und wirkt gegen Keuchhusten
- Rutin ist ein “Osteoblasten-Stimulans” und hat damit antiosteopenische Wirkung
- Rutin hat Antikatarakt- und ophthalmologische Wirkung
- Rutin wird ausgiebig auf seine antimikrobielle Wirkung gegen verschiedene Bakterienstämme untersucht. Es hat eine tiefgreifende Hemmung des Wachstums von Bakterien Escherichia coli gezeigt, hat hemmende Wirkungen gegenüber Proteus vulgaris, Shigella sonnei und Klebsiella. Eine antimikrobielle Aktivität gegen Pseudomonas auruginosssa und Bacillus subtilis wurde ebenfalls dokumentiert.
- Eine antivirale Wirkung z.B. zur Behandlung von Infektionen, die durch Retroviren, Orthomyxoviren, Herpesviren, Hepatitis-B-Viren und Hepatitis-C-Viren ist auch belegt
- Rutin hat antimykotische Aktivität, ist larvizid und hat Antimalaria-Wirkungen
- Rutin wirkt als Sonnenschutz, gegen atopische Dermatitis
- Wundheilende Wirkungen sind auch bewiesen