

Auf einen Blick
Bromelain ist ein Enzymkomplex, der aus der Ananaspflanze (Ananas comosus) gewonnen wird, vor allem aus dem Stamm und in geringeren Mengen auch aus der Frucht. Es handelt sich um proteolytische Enzyme, die Proteine spalten und somit Eiweiße in Aminosäuren zerlegen. Diese Eigenschaft macht Bromelain besonders wertvoll für die Verdauung, da es die Verwertung von Proteinen im Darm unterstützt
Bromelain besitzt vielfältige Wirkungen, die sich vor allem auf seine proteolytische (eiweißspaltende) Aktivität und seine immunmodulierenden Effekte zurückführen lassen. Im Detail sind folgende Wirkungen hervorzuheben:
Entzündungshemmende und schwellungsreduzierende Wirkung
- Bromelain gehört zur Wirkstoffgruppe der Antiphlogistika und wirkt entzündungshemmend, indem es die Migration von weißen Blutzellen (Leukozyten) reduziert und die Produktion entzündungsfördernder Botenstoffe wie Prostaglandine hemmt. Dadurch lindert es Entzündungen, die nach Verletzungen oder Operationen zu Schwellungen und Schmerzen führen können.
- Es beeinflusst die Blutgerinnung, indem es das Vernetzen von Fibrin hemmt, einem Protein, das bei der Wundheilung ein Gerüst bildet. Dies führt zu einer antithrombotischen Wirkung, die die Bildung von Blutgerinnseln vermindert und die Durchblutung verbessert.
- Bromelain unterstützt die Regulierung entzündlicher Vorgänge über die Bindung an das Protein Alpha-2-Makroglobulin im Blut, wodurch die Freisetzung von Zytokinen (Immunbotenstoffen) moduliert wird. Diese Wirkung fördert die Heilung und verhindert eine Überreaktion des Immunsystems.
Verdauungsfördernde Wirkung
- Als proteolytisches Enzym spaltet Bromelain Proteine in kleinere Peptide und Aminosäuren, was die Verdauung erleichtert und die Aufnahme von Nährstoffen verbessert. Es unterstützt die körpereigenen Verdauungsenzyme wie Trypsin und Pepsin und wirkt sowohl im sauren als auch im basischen Milieu des Dünndarms.
- Bromelain kann Beschwerden wie Sodbrennen lindern, die Heilung von Magengeschwüren fördern und Durchfällen vorbeugen, indem es schädliche Bakterien im Dünndarm reduziert.
Weitere medizinische Wirkungen
- Bromelain wird eingesetzt bei entzündlichen Gelenkschmerzen, etwa bei aktivierter Arthrose, sowie bei Verletzungen und Sportschäden (Prellungen, Verstauchungen, Zerrungen, Muskelkater), da es Entzündungen und Schwellungen mindert und die Heilung unterstützt.
- Es kann die Behandlung von Infektionen des Harn- und Geschlechtstrakts verbessern, indem es die Wirkung von Antibiotika fördert.
- In der Wundheilung wird Bromelain zur Ablösung von Wundschorf bei Verbrennungen verwendet, was die Regeneration des Gewebes unterstützt.
- Es gibt Hinweise auf antitumorale Eigenschaften, die das Wachstum und die Ausbreitung von Krebszellen hemmen können, wenngleich Bromelain nicht als alleinige Krebstherapie geeignet ist10.
Bromelain wirkt vor allem entzündungshemmend, schwellungsreduzierend, proteolytisch (verdauungsfördernd) und blutgerinnungshemmend. Diese Wirkungen machen es zu einem vielseitigen Enzym mit Anwendungen in der orthopädischen, chirurgischen, urologischen und naturheilkundlichen Praxis
Wechselwirkungen und Nebenwirkungen
Bromelain gilt allgemein als gut verträglich, kann aber dennoch Nebenwirkungen verursachen, insbesondere bei empfindlichen Personen oder bei Überschreitung der empfohlenen Dosierung.
Häufige Nebenwirkungen
- Allergische Reaktionen: Am häufigsten treten allergische Reaktionen auf, die sich in Hautausschlägen, Juckreiz oder asthmatischen Beschwerden äußern können. Personen mit Allergien gegen Ananas, Kiwi, Melone oder Papaya sollten Bromelain nicht einnehmen, da hier ein erhöhtes Risiko für solche Reaktionen besteht.
- Magen-Darm-Beschwerden: Gelegentlich können Magenbeschwerden wie Magenschmerzen, Blähungen, Übelkeit oder Durchfall auftreten. Diese Nebenwirkungen sind meist mild und vorübergehend.
Seltene Nebenwirkungen
- Verlängerte Blutungszeit: Sehr selten kann Bromelain die Blutungszeit verlängern, was bei gleichzeitiger Einnahme von blutverdünnenden Medikamenten zu beachten ist. Deshalb sollte vor der Einnahme mit einem Arzt gesprochen werden, wenn solche Medikamente eingenommen werden
Bromelain kann mit verschiedenen Medikamenten Wechselwirkungen eingehen, die vor allem auf seine Wirkung auf die Blutgerinnung und die Aufnahme anderer Arzneistoffe im Körper zurückzuführen sind. Wichtige Wechselwirkungen im Überblick
- Blutgerinnungshemmende Medikamente:
Bromelain kann die Blutungsneigung erhöhen, insbesondere wenn es zusammen mit Antikoagulanzien (wie Warfarin, Phenprocoumon) oder Thrombozytenaggregationshemmern (wie Acetylsalicylsäure/ASS, Prasugrel) eingenommen wird. Das Risiko für Blutungen steigt dadurch deutlich an. - Antibiotika:
Bromelain kann die Aufnahme und die Konzentration bestimmter Antibiotika (insbesondere Tetrazykline, aber auch andere wie Sulfonamide) im Blut und Urin erhöhen. Dadurch kann die Wirkung der Antibiotika verstärkt oder deren Spiegel im Körper stärker als gewünscht schwanken, was die Therapie beeinflussen kann. - Weitere Arzneimittel:
Bromelain kann generell die Resorption (Aufnahme) anderer Medikamente im Darm fördern. Das betrifft neben Antibiotika auch andere Wirkstoffe wie Chemotherapeutika, Benzodiazepine, Opiate und ACE-Hemmer. Eine verstärkte Wirkung oder Nebenwirkung dieser Medikamente ist möglich. - Pflanzliche Präparate:
Auch pflanzliche Mittel, die die Blutungsneigung erhöhen (z.B. Ginkgo, Knoblauch), können in Kombination mit Bromelain das Blutungsrisiko weiter steigern.
Besondere Hinweise
- Vor Operationen sollte Bromelain abgesetzt werden, da es die Gerinnungsfähigkeit des Blutes beeinflussen kann
Einnahmeempfehlungen
Einnahmeempfehlungen für Bromelain
Dosierung für Erwachsene und Jugendliche ab 12 Jahren:
- Üblich sind 1–2 magensaftresistente Tabletten pro Tag, jeweils etwa 30 Minuten vor einer Mahlzeit unzerkaut mit einem Glas Wasser einnehmen
- Die Tabletten dürfen nicht geteilt oder zerkleinert werden, da der magensaftresistente Überzug notwendig ist, damit das Enzym erst im Dünndarm freigesetzt wird.
- Die empfohlene Tagesdosis liegt meist zwischen 80 und 320 mg Bromelain (200–800 FIP-Einheiten), je nach Präparat und Anwendungsgebiet
Dauer der Anwendung:
- Ohne ärztlichen Rat sollte Bromelain nicht länger als 4–5 Tage eingenommen werden.
- Bei längerer Anwendung oder bei Unsicherheiten sollte stets ein Arzt konsultiert werden.
Hinweise zur Einnahme:
- Die Einnahme sollte nüchtern, also mindestens eine halbe Stunde vor einer Mahlzeit, erfolgen, um die optimale Aufnahme im Dünndarm zu gewährleisten.
- Die Einnahme mit Nahrung kann Magenbeschwerden vorbeugen, ist aber weniger wirksam für die systemische Wirkung. Für die Verdauungsförderung kann Bromelain auch mit dem Essen eingenommen werden
- Bei vergessener Einnahme nicht die doppelte Menge einnehmen, sondern die nächste reguläre Dosis wie gewohnt fortsetzen.
- Bromelain ist für Kinder unter 12 Jahren nicht empfohlen, da keine ausreichenden Untersuchungen zur Sicherheit vorliegen.
- Bei schweren Nieren- oder Leberfunktionsstörungen sollte Rücksprache mit dem Arzt gehalten werden
Fachinformationen
[Pereira2023] Diese Übersichtsarbeit analysierte sieben randomisierte kontrollierte Studien zur Bromelain-Supplementierung. Die Ergebnisse zeigten, dass Bromelain, sowohl allein als auch in Kombination mit anderen Therapien, entzündliche Marker wie IL-6, TNF-α und CRP reduzieren kann. Die Dosierungen variierten zwischen 99,9 und 1200 mg/Tag über 3 bis 16 Wochen. Die Autoren betonen jedoch die Notwendigkeit weiterer standardisierter Studien, um die optimale Dosierung und Anwendungsdauer zu bestimmen.
[AlvesNobre2025] Diese Studie untersuchte die antiinflammatorischen Eigenschaften von Bromelain in vitro. Es wurde festgestellt, dass Bromelain die Sekretion von proinflammatorischen Zytokinen wie IL-1β, IL-6 und TNF-α reduziert, insbesondere wenn Immunzellen bereits durch entzündliche Stimuli aktiviert waren. Dies deutet auf eine modulierende Wirkung von Bromelain auf die Entzündungsreaktion hin.
[Brien2006] In dieser randomisierten, placebokontrollierten Studie erhielten 47 Patienten mit moderater bis schwerer Kniearthrose über 12 Wochen täglich 800 mg Bromelain oder ein Placebo. Es wurden keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen hinsichtlich der WOMAC-Gesamtscores festgestellt. Beide Gruppen zeigten jedoch klinisch relevante Verbesserungen in der WOMAC-Subskala für Behinderung. Die Autoren empfehlen weitere Studien mit größerer Stichprobengröße.
[Walker2002] Diese Studie untersuchte die Wirkung von Bromelain bei gesunden Erwachsenen mit akuten Knieschmerzen. Über einen Monat erhielten die Teilnehmer entweder 200 mg oder 400 mg Bromelain täglich. Beide Gruppen zeigten signifikante Verbesserungen in den WOMAC-Symptomdimensionen, wobei die höhere Dosis größere Verbesserungen erzielte. Auch das allgemeine psychologische Wohlbefinden verbesserte sich dosisabhängig.
[Raeisi2019] Diese Studie untersuchte die Wirkung von Bromelain auf die Zellproliferation und Koloniebildung von AGS (Magenkrebs), PC3 (Prostatakrebs) und MCF7 (Brustkrebs) Zelllinien. Bromelain hemmte dosisabhängig die Zellproliferation und Koloniebildung in allen drei Zelllinien. Die IC₅₀-Werte lagen bei 60–65 μg/ml.
[Pezzani2022] Diese umfassende Übersichtsarbeit analysierte die antikarzinogenen Eigenschaften von Bromelain. Die Ergebnisse zeigten, dass Bromelain zytotoxische, apoptotische, nekrotische und immunmodulierende Effekte in Krebszellen und Tiermodellen besitzt: (Zitat): „Das Ziel dieser aktualisierten und umfassenden Übersichtsarbeit konzentriert sich auf die potenziellen krebshemmenden Vorteile von Bromelain und analysiert die zytotoxischen, apoptotischen, nekrotischen, autophagischen, immunmodulierenden und entzündungshemmenden Wirkungen in Krebszellen und Tiermodellen. Detaillierte Informationen über Bromelain und seine krebshemmende Wirkung auf zellulärer, molekularer und signalisierender Ebene wurden aus Online-Datenbanken wie PubMed/MedLine, TRIP-Datenbank, GeenMedical, Scopus, Web of Science und Google Scholar gesammelt. Die Ergebnisse der analysierten Studien zeigten, dass Bromelain bestätigte pharmakologische Aktivitäten besitzt, wie z. B. Antikrebs, Antiödeme, entzündungshemmend, antimikrobiell, antikoagulans, Anti-Osteoarthritis, Anti-Trauma-Schmerzen, Anti-Durchfall, Wundheilung.„