

Auf einen Blick
Fucoidan ist ein bioaktives, schwefelhaltiges Polysaccharid, das in den Zellwänden von Braunalgen vorkommt (z. B. Fucus vesiculosus oder Undaria pinnatifida). Es hat vor allem immunmodulierende, antivirale, antientzündliche und antitumorale Wirkungen.
Fucoidan findet man vor allem in Braunalgen, die in kalten Meeren der Nordhalbkugel, wie der Nord- und Ostsee sowie dem Nordatlantik, wachsen. Blasentang ist eine bekannte Braunalge, die reich an Fucoidan sowie an Mineralien, Vitaminen und Jod ist. Diese Algen werden sowohl in der Ernährung als auch in der Kosmetik und als Nahrungsergänzungsmittel / Phytopharmakon verwendet.
Fucoidan wird als Nahrungsergänzungsmittel in Form von Kapseln, Pulvern oder Extrakten angeboten. Es wird oft in Kombination mit anderen Wirkstoffen verwendet, um die Gelenkgesundheit und das allgemeine Wohlbefinden zu unterstützen. Zum Beispiel gibt es Produkte, die Fucoidan zusammen mit Kollagen und Curcumin enthalten, um entzündliche Prozesse in Gelenken zu lindern und die natürliche Kollagenproduktion zu fördern
Es zeigt in präklinischen und klinischen Studien vielfältige gesundheitsfördernde Wirkungen. Hier sind die wichtigsten evidenzbasierten Vorteile:
- Immunmodulation: Fucoidan stimuliert die Aktivität von natürlichen Killerzellen (NK-Zellen) und T-Zellen, was die Immunabwehr stärkt. [Kiselevskiy2022]
- Entzündungshemmung: Fucoidan hemmt Entzündungsenzyme wie COX-1, COX-2 und LOX-15, reduziert proinflammatorische Zytokine (z. B. TNF-α, IL-6) und verbessert die Integrität der Darmbarriere. [Kiselevskiy2022][ Kiselevskiy2022]
- Antivirale Wirkung: Fucoidan blockiert die Anhaftung und das Eindringen von Viren wie HSV-1, HSV-2 und Influenza A in Wirtszellen. [Pradhan2022]
- Neuroprotektion: In Tiermodellen zeigt Fucoidan neuroprotektive Effekte, indem es Entzündungen und oxidativen Stress reduziert. [HaskellRamsay2018]
- Unterstützung bei metabolischem Syndrom und Diabetes: Fucoidan verbessert die Glukosetoleranz, senkt den Nüchternblutzucker und moduliert die Darmmikrobiota positiv. [Zang2023], [Luthuli2019]
- Linderung von Gelenkbeschwerden: In einer Pilotstudie reduzierte Fucoidan die Symptome von Kniearthrose signifikant. [VaamondeGarcia2021]
- Antitumorale Eigenschaften: Fucoidan induziert Apoptose in Krebszellen, hemmt Tumorwachstum und Metastasierung. [Boo2013], [Kiselevskiy2022]
- Analgetische Effekte: Fucoidan reduziert Schmerzen, indem es die Infiltration von Neutrophilen hemmt. [Huerta2024]
- Leber- und Nierenschutz: In Tiermodellen schützt Fucoidan vor diabetesbedingten Nieren- und Leberschäden. [Fitton2015]
Wechselwirkungen und Nebenwirkungen
Fucoidan gilt allgemein als gut verträglich und Nebenwirkungen sind selten. In den verfügbaren Studien und Berichten werden nur wenige unerwünschte Effekte beschrieben:
- Magen-Darm-Beschwerden: Gelegentlich können Durchfälle auftreten, die nach Absetzen von Fucoidan wieder verschwinden.
- Allergische Reaktionen: Es gibt keine häufigen Berichte über Allergien, dennoch sind bei empfindlichen Personen allergische Reaktionen auf Algenprodukte möglich.
- Jodgehalt: Da Fucoidan aus Braunalgen stammt, enthalten die Produkte oft auch Jod. Ein zu hoher Jodkonsum kann bei empfindlichen Personen, besonders bei Schilddrüsenerkrankungen, zu Problemen führen. Menschen mit Schilddrüsenüberfunktion sollten daher vorsichtig sein oder Rücksprache mit einem Arzt halten.
- Schwermetallbelastung: Je nach Herkunft der Algen können Spuren von Schwermetallen wie Cadmium, Blei oder Quecksilber enthalten sein. Hochwertige Produkte sollten deshalb auf Schadstoffe geprüft sein, um gesundheitliche Risiken zu minimieren.
Insgesamt sind keine schwerwiegenden Nebenwirkungen von Fucoidan bekannt, und es wird sogar berichtet, dass Fucoidan die Nebenwirkungen von Chemo- und Strahlentherapien reduzieren kann. Dennoch sollten Personen mit bestimmten Vorerkrankungen oder bei gleichzeitiger Einnahme von Medikamenten (z. B. Blutverdünnern) vor der Einnahme ärztlichen Rat einholen.
Fucoidan kann Wechselwirkungen mit bestimmten Medikamenten und körpereigenen Systemen haben, die vor allem wegen seiner biologischen Wirkungen relevant sind:
Wechselwirkungen mit Medikamenten
- Antikoagulanzien (Blutverdünner) wie Warfarin und Heparin: Fucoidan besitzt antithrombotische (blutverdünnende) Eigenschaften, was das Risiko für Blutungen erhöhen kann, wenn es zusammen mit solchen Medikamenten eingenommen wird. Deshalb ist Vorsicht geboten, da Fucoidan die Wirkung von Antikoagulanzien verstärken kann2.
- Krebstherapeutika: Studien zeigen, dass Fucoidan die Nebenwirkungen von Chemotherapie und Strahlentherapie reduzieren und gleichzeitig deren therapeutische Effekte verbessern kann. Es wurde untersucht in Kombination mit Medikamenten wie Cisplatin, Tamoxifen, Paclitaxel, Oxaliplatin und anderen Chemotherapien, wobei es teilweise die Wirksamkeit unterstützte und die Toxizität minderte14. Eine Studie mit Brustkrebspatienten ergab, dass Fucoidan keine signifikanten Wechselwirkungen mit den Hormontherapien Letrozol und Tamoxifen aufweist und gut verträglich ist3.
- Molekulare Wirkstoffe: Es gibt Hinweise auf mögliche Wechselwirkungen mit zielgerichteten Krebsmedikamenten (z. B. Lapatinib), die noch weiter erforscht werden müssen, um die genaue Wirkung und Sicherheit zu klären4.
Wirkung auf das Immunsystem
- Fucoidan kann Proteine des Komplementsystems binden und hemmen, insbesondere C1q und C4, wodurch die Aktivierung des klassischen Komplementwegs gehemmt wird. Dies kann entzündungshemmend wirken, aber auch die Immunreaktion modulieren
Einnahmeempfehlungen
Die Einnahmeempfehlungen für Fucoidan variieren je nach Produkt, Anwendungszweck und individueller Gesundheitssituation. Hier sind allgemeine Richtlinien und Hinweise zur Einnahme:
Dosierung
- Typische Tagesdosis: In Studien und Nahrungsergänzungsmitteln werden häufig Dosierungen von etwa 100 mg bis 500 mg Fucoidan pro Tag empfohlen. Einige Präparate enthalten höher dosierte Extrakte, die je nach Herstellerangabe eingenommen werden sollten.
- Kombination mit anderen Wirkstoffen: Fucoidan wird oft zusammen mit Kollagen, Curcumin oder anderen entzündungshemmenden Substanzen angeboten, um synergistische Effekte zu erzielen. Die Dosierung kann hier variieren.
Einnahmezeitpunkt
- Fucoidan kann unabhängig von den Mahlzeiten eingenommen werden. Manche Nutzer bevorzugen die Einnahme zu den Mahlzeiten, um mögliche Magenbeschwerden zu vermeiden.
Dauer der Einnahme
- Fucoidan kann über längere Zeiträume eingenommen werden, insbesondere zur Unterstützung des Immunsystems oder bei chronischen Entzündungen. Bei speziellen gesundheitlichen Fragestellungen sollte die Dauer mit einem Arzt abgestimmt werden.
Hinweise zur Qualität
- Da Fucoidan aus Braunalgen gewonnen wird, ist die Qualität des Rohmaterials entscheidend. Produkte sollten auf Schadstoffe wie Schwermetalle geprüft sein und idealerweise standardisierte Fucoidan-Gehalte aufweisen.
- Achte auf Produkte aus kontrolliertem Anbau oder nachhaltiger Wildsammlung.
Fachinformationen
Die meisten Studien sind in die Wirkungen oben eingebettet. Es gibt noch viele sehr allgemeine Studien:
[Luthuli2019] beschreibt allgemein die breite therapeutische Nutzung von Fuciodan. Die Studie fasst die Literatur sehr gut zusammen und macht die Breite der Wirkungen klar. Die Studie gibt eine Zusammenfassung der Literatur bis 2019: (Zitat): „Einer der wichtigsten Punkte in dieser Übersichtsarbeit ist die Struktur und Pharmakokinetik von Fucoidan, die uns eine allgemeine Vorstellung davon gibt, wie der Mechanismus der Bioaktivität von Fucoidan ausgeführt wird, insbesondere wenn es um seine Struktur und Pharmakokinetik geht (Abschnitt 5 und Abschnitt 6). Da Fucoidan pro-apoptotische Fähigkeiten zugeschrieben werden, haben wir Studien zusammengefasst, die durch Fucoidan stimuliert wurden – zum Beispiel bei Krebserkrankungen. Wir reflektierten auch verschiedene Mechanismen innerhalb des Apoptoseprozesses, z.B. Zellzyklusarrest, intrinsische und extrinsische Signalwege (Abschnitt 7). Abschnitt 8, Abschnitt 9, Abschnitt 10 und Abschnitt 11 enthalten eine Zusammenfassung der antiviralen Aktivitäten von Fucoidan, einschließlich Anti-Influenza-Virus, Anti-Hepatitis B, Anti-HIV und Anti-Hundestaupe-Virus (CDV). In der Vergangenheit haben eine Vielzahl von Studien gezeigt, dass Fucoidan antidiabetische Fähigkeiten besitzt. Einige In-vitro-Studien haben die Fähigkeit von Fucoidan charakterisiert, die klassischen Symptome von Diabetes und verwandten metabolischen Syndromen umzukehren, und wir haben eine Zusammenfassung dieser Charakterisierungen in Abschnitt 12 gegeben. Pflanzen marinen Ursprungs, wie z. B. Fucoidan, gelten in der bisherigen Literatur ebenfalls als Antikoagulans, weshalb es angebracht war, eine solche Zusammenfassung in Abschnitt 13 aufzunehmen. Daher war es das Ziel, einen umfassenden Ansatz für die gesundheitlichen Vorteile (z. B. Anti-Krebs, Anti-Virus, Antikoagulans, Antidiabetikum) zu verwenden, die im Allgemeinen von Autoren erwähnt werden, die sich bei ihren Studien über Fucoidan auf die Struktur und die Eigenschaften von Fucoidan konzentrieren.“
[Kim2023] gibt einen sehr breiten Überblick zur Nutzung von Fucoidan zum Glucosemanagement bei Diabetes. Er resümiert (Zitat) „In dieser Metaanalyse zeigten die postprandialen Blutzuckerspiegel, das glykierte Hämoglobin (HbA1c) und die homöostatische Modellbewertung der Insulinresistenz (HOMA-IR) signifikante Verbesserungen in der Algengruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe. Umgekehrt zeigten Nüchternblutzucker- und Insulinspiegel keine signifikanten Assoziationen mit dem Verzehr von Algen. Die Subgruppenanalyse zeigte, dass eine hohe Dosis (1000 mg oder mehr) vorteilhafter war als eine niedrige Dosis, und Algen wie Laminaria digitata, Undaria pinnatifida, Acophyllum nodosum und Fucus vesiculosus erwiesen sich als wirksamer bei der Verbesserung des Blutzuckerspiegels als Kontrollbehandlungen. Basierend auf unseren Forschungen scheint die Supplementierung mit Algen daher eine vielversprechende Strategie zu sein, um den postprandialen Blutzucker-, HbA1c- und HOMA-IR-Spiegel zu senken, wodurch ein besseres Blutzuckermanagement ermöglicht und ein geringeres Risiko für Typ-2-Diabetes entsteht.“
[Apostolova2020] gibt in seiner Metastudie einen sehr breiten Überblick über viele Studien zu den Effekten von Fucoidan und seinen immunmodulatorischen und entzündungshemmenden Effekten. Er fasst in einem Bild die Wirkungen von Fuciodan sehr gut zusammen:

Bezüglich Entzündungshemmung und der vermutlich beeinflussten Signalwege bietet er auch ein sehr gutes Schaubild, welches er aus der Literatur ableitet:

Er fasst zusammen (Zitat): „Akute und chronische Entzündungskrankheiten, die mit bakteriellen oder viralen Erregern, körperlichen Traumata, immunologischen Reaktionen oder metabolischen Syndromen einhergehen, betreffen viele Menschen weltweit. Die Suche nach natürlichen Heilmitteln zur entzündungshemmenden Behandlung und Vorbeugung gewinnt in der modernen Medizin immer mehr an Popularität. In dieser Übersichtsarbeit wurde das Potenzial von Fucoidan als natürliches Meeresprodukt nachgewiesen, das ein breites Spektrum an immunmodulatorischen und entzündungshemmenden Wirkungen abdeckt. Die in vitro entzündungshemmende Wirkung von Fucoidan aus Braunalgen könnte auf einer verminderten Synthese von NO und der Expression von iNOS beruhen; verminderte Sekretion der Expression von PGE2, TNF-α, IL-1β, IL-6, IL-8, CD86 und COX-2; Herunterregulierung der MAPK-, Akt-, ERK-, JNK-, STAT1- und NF-κB-Signalwege; verminderte Phosphorylierung von p38 und ERK MAPK; und erhöhte Spiegel von IL-10 und IFN-γ. In-vivo-Untersuchungen an Nagetieren und Zebrafischembryonen zeigten, dass die entzündungshemmende Wirkung von Fucoidan auf einen verringerten Blutzuckerspiegel und Serumspiegel von IL-1α, IL-1β, IL-6, IL-10, TNF-α, IFN-γ, PGE2, TGF-β1 und Myeloperoxidase zurückzuführen sein könnte; verminderte Produktion der NO-, ROS- und iNOS-Expression; verminderte Expression von Genen von COX-2 und des NF-κB-Signalwegs; hemmte die Migration von Neutrophilen; und erhöhte IL-10-Werte. Abhängig von der Braunalgenart könnte die immunmodulatorische Aktivität von Fucoidan mit der spezifischen Aktivierung von TLR-2 oder TLR-4 und der anschließenden Aktivierung der NF-κB-Signalwege zusammenhängen; erhöhte Produktion von IL-6, IL-8, IL-1β, NO und TNF-α aus Neutrophilen; und Aktivierung von NK-Zellen, NF-κB und MAPKs-Signalwegen mit anschließender Freisetzung von TNF-α und INF-γ. Obwohl die zahlreichen veröffentlichten Studien am Menschen validiert werden müssen, könnte Fucoidan als mögliches natürliches Heilmittel zur Behandlung, Verzögerung oder Vorbeugung von Erkrankungen im Zusammenhang mit Entzündungen oder Störungen des Immunsystems vorgeschlagen werden.“
[Yang2024a] konzentriert sich in seiner sehr breiten Metaanalyse von 39 doppelblinden Studien auf die neuroprotektive Wirkung. (Zitat): „Darüber hinaus deuten neuere Erkenntnisse darauf hin, dass Fucoidan auch die Schädigung neuronaler Zellen verbessern und neurodegenerative Prozesse behindern kann, wodurch ein potenzieller therapeutischer Wert bei Hirnverletzungen und neurodegenerativen Erkrankungen nachgewiesen wird [26,27]. Es gab jedoch keine systematische Überprüfung der Auswirkungen von Fucoidan auf ZNS-Erkrankungen. Daher ist es wichtig, die präklinischen neuroprotektiven Wirkungen von Fucoidan auf diese Erkrankungen systematisch zusammenzufassen. Der Zweck dieser Übersichtsarbeit besteht darin, über die neuesten Erkenntnisse zu den Auswirkungen von Fucoidan auf ZNS-Erkrankungen zu berichten, wobei der Schwerpunkt auf seinen klinischen Auswirkungen liegt.“