
Auf einen Blick
Glucosamin ist ein „Aminozucker“ “ Glucosamin kommt im menschlichen Körper natürlich vor. Als ein Derivat des Traubenzuckers (D-Glucose) unterscheidet es sich von diesem nur durch die Substitution der Hydroxygruppe am zweiten Kohlenstoff durch eine Aminogruppe. Glucosamin ist Bestandteil des Bindegewebes, des Knorpels und der Gelenkflüssigkeit.
Der Körper kann Glucosamin selber herstellen, profitiert aber offensichtlich von einer zusätzlichen Gabe.
Der Arzt und Wissenschaftler Michael Ristow hat in Versuchen an der ETH Zürich zeigen können, dass die regelmäßige Glucosamin-Gabe die Lebenserwartung des Modellorganismus Caenorhabditis elegans, aber auch von bereits vorgealterten Mäusen um 10% zu verlängern vermag; siehe [Weimer2014]. Parallel bzw. nachfolgend konnte im Menschen gezeigt werden, dass Glucosamin-Einnahme mit einer höheren Lebenserwartung assoziiert ist [Bell2012] und dass dieses Supplement Entzündungsparameter im Blut verbessert [Navarro2015].
Bekannt waren bisher die Vorteile von Glucosamin bezüglich der Wirkung auf Gelenke und Knorpel
Glucosamin bietet mehrere gesundheitliche Vorteile, insbesondere für die Gelenk- und Knorpelgesundheit:
- Erhaltung gesunder Gelenke und Knochen: Glucosamin ist essenziell für die Aufrechterhaltung der Beweglichkeit und Flexibilität der Gelenke.
- Knorpelregeneration: Es stimuliert den Körper zur Produktion von Chemikalien, die Knorpel, Sehnen, Bänder und Gelenkflüssigkeit aufbauen und reparieren.
- Schmerzlinderung: Glucosamin kann Gelenkschmerzen und Arthritisschmerzen reduzieren.
- Entzündungshemmung: Es hat entzündungshemmende Eigenschaften und kann Entzündungen im Körper reduzieren.
- Osteoarthritis-Behandlung: Glucosamin kann bei der Behandlung von Osteoarthritis helfen, indem es Schmerzen lindert und die Gelenkfunktion verbessert.
- Verlangsamung der Arthrose-Progression: Studien zeigen, dass Glucosamin die Verschmälerung des Gelenkspalts bei Arthrose verlangsamen kann.
- Verbesserung der Hautgesundheit: Glucosamin unterstützt auch die Hautgesundheit.
- Potenzielle kardiovaskuläre Vorteile: Neuere Forschungen deuten darauf hin, dass Glucosamin möglicherweise das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall verringern könnte.
- Vergleichmäßigung des Zuckerstoffwechsels und Einschalten von „Hunger-Genen“, was zu einer Verlängerung der gesunden Lebensdauer um mindestens 10% führt
Diese Vorteile machen Glucosamin besonders interessant für Menschen mit Gelenkerkrankungen, aktive Personen und Sportler sowie für diejenigen, die ihre allgemeine Gesundheit unterstützen möchten.
Weil Glucosamin eine natürlich im Körper vorkommende Substanz ist und keine Nebenwirkungen hat, dafür aber mehrere gesundheitliche Vorteile bietet, ist die Einnahme sinnvoll. Auch die lebensverlängernde Wirkung um 10% ist nicht zu unterschätzen.
Wechselwirkungen und Nebenwirkungen
In den üblichen oralen Dosierungen bis 2000 mg pro Tag ist Glucosamin gut verträglich. In klinischen Studien wurden in diesem Dosisbereich keine Nebenwirkungen festgestellt.
Glucosamin sollte bei Patienten mit Schalentierallergien (eine häufig verwendete Quelle natürlichen Glucosamins) oder Asthma sowie bei Patienten, die Diabetesmedikamente oder Warfarin einnehmen, mit Vorsicht angewendet werden. Hier empfiehlt sich eine langsame einschleichende Hochdosierung unter ärztlicher Kontrolle.
Wegen fehlender Daten ist die gesundheitliche Bewertung der Zufuhr von Glucosamin bei schwangeren oder stillenden Frauen und bei Kindern oder Jugendlichen nicht möglich. Bei diesen Personengruppen besteht daher Anlass zur Vorsicht (BfR, 2007).
Bei Personen, die Cumarin-Antikoagulantien als Blutgerinnungshemmer einnehmen, besteht durch die verstärkende Wirkung von Glucosamin auf das Medikament die Möglichkeit von auftretenden Blutungen (BfR, 2010). Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat sich mit dem Risiko von Glucosamin als Lebensmittelinhaltsstoff im Zusammenhang mit der Verwendung von Cumarin erneut beschäftigt und 2012 die Einschätzung des BfR bestätigt.
Einnahmeempfehlungen
Allgemein wird die Einnahme von 1000mg bis 2000mg pro Tag empfohlen, am besten verteilt in zwei Einzelgaben.
Fachinformationen
Eine recht gute Monografie findet sich bei [Dahmer2008]
Zum eigentlich interessanten Thema der Verlängerung der Lebensdauer sind entsprechende Hinweise im obigen Text angegeben; siehe auch [Weimer2014] und [Bell2012]. Die diskutierten Gründe sind – neben der entzündungshemmenden Wirkung vor allem auch die Veränderung des Stoffwechsels in die Richtung eines „Hungerstoffwechsels“. Der Stoffwechsel wird, auch bei ausreichender Nahrungszufuhr, getäuscht und verhält sich ähnlich einer Diät, was bekanntermaßen eine Lebensverlängerung zur Folge hat.
Eine interessante ergänzende Betrachtung hat [Shintani2021] der Disskussion hinzugefügt, in dem er die Verschiebung des Schwerpunkts von D-Glucosamin von einem Nahrungsergänzungsmittel gegen Kniearthrose zu einem potenziellen Anti-Aging-Medikament proklamiert und einige spanende Details hinzufügt.
[Shintani2021] geht auch auf das Thema das „simulierten Kalorienrestriktion“ ein, in dem er schreibt (Zitat): „Die diätetische Restriktion oder Kalorienrestriktion (CR) ist die zuverlässigste Methode für gesundes Altern [Madeo2019]. Es reduziert die Nahrungsaufnahme, ohne eine Mangelernährung zu erleiden. Selbst wenn CR die menschliche Lebensspanne verlängert, ist es schwierig, eine langfristige CR beim Menschen durchzusetzen. Daher ist es vorzuziehen, ein Verfahren oder eine Verbindung (CRM) zu entwickeln, die die Wirkung von CR reproduziert, ohne die Menge der Nahrung zu begrenzen.“ und weiter „Basierend auf den Beweisen, die wir erhalten konnten, ist Glucosamin unter den verschiedenen CRMs und Geroprotektoren eines der wahrscheinlichsten, um die gesunde menschliche Lebenserwartung zu verlängern.“
Insgesamt ist Glucosamin bei Menschen mit einer verringerten Sterblichkeit assoziiert, was mehrere Analysen zeigen. Eine der umfangreichsten Studien ist von [Li2020a]. Das Ergebnis ist eindeutig (Zitat):
„Befund: Zu Studienbeginn gaben 19,1 % der Teilnehmer an, regelmäßig Glucosaminpräparate einzunehmen. Während einer medianen Nachbeobachtungszeit von 8,9 Jahren (IQR 8,3–9,7 Jahre) wurden 19 882 Todesfälle aller Ursachen erfasst, darunter 3802 Todesfälle durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen, 8090 Todesfälle durch Krebs, 3380 Todesfälle durch Atemwegserkrankungen und 1061 Todesfälle durch Verdauungserkrankungen. In multivariablen adjustierten Analysen betrugen die mit der Einnahme von Glucosamin verbundenen HRs 0,85 (95 % KI 0,82 bis 0,89) für die Gesamtmortalität, 0,82 (95 % KI 0,74 bis 0,90) für die kardiovaskuläre Mortalität, 0,94 (95 % KI 0,88 bis 0,99) für die Krebsmortalität, 0,73 (95 % KI 0,66 bis 0,81) für die Atemwegsmortalität und 0,74 (95 % KI 0,62 bis 0,90) für die Verdauungsmortalität. Die inversen Assoziationen des Glucosaminkonsums mit der Gesamtmortalität schienen bei aktuellen Rauchern etwas stärker zu sein als bei Nicht-Rauchern (p für Interaktion = 0,00080).
Schlüsse Eine regelmäßige Glucosamin-Supplementierung war mit einer geringeren Sterblichkeit verbunden, die auf alle Ursachen, Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Atemwegs- und Verdauungserkrankungen, zurückzuführen war.“
Bezüglich der Wirkungen auf die Gelenke gibt es eine Auseinandersetzung zwischen Befürwortern und Gegnern, die sich aktuell leicht in die Richtung der Befürworter verschiebt:
Schon 1958 fand [Kuhn1958] einen Zusammenhang zwischen Alter und Glucosaminkonzentration in Gelenken. Dies war einer der Auslöser der breiten Verwendung von Glucosamin, welches zu 90% aufgenommen und in den Gelenkknorpel eingebaut wird.
[McAlindon2000] analysierte in einer großen Metaanalyse schon im Jahr 2000 die Wirksamkeit von Glucosamin und kam zu dem Schluss, dass eine mäßige positive Wirkung auf die Gelenke sehr wahrscheinlich ist. Zu einem ähnlichen Ergebnis kam [Ogata2018] im Jahr 2018.