
Auf einen Blick
Uncaria tomentosa, auch bekannt als Katzenkralle oder uña de gato, ist eine holzige Liane aus den tropischen Regenwäldern Süd- und Mittelamerikas, insbesondere des Amazonasgebiets. Ihren Namen verdankt sie den charakteristischen hakenförmigen Dornen, die an Katzenkrallen erinnern.
Katzenkralle gehört zur Familie der Rötegewächse (Rubiaceae), der Gattung: Uncaria und der Art: Uncaria tomentosa
Die Rinde und Wurzelrinde von Uncaria tomentosa werden seit Jahrhunderten in der traditionellen Medizin Südamerikas verwendet. Sie wird dort vor allem eingesetzt zur Unterstützung des Immunsystems, bei Entzündungen, Arthritis, Infektionen, Verdauungsproblemen und sogar Krebs. Uncaria tomentosa ist eine traditionsreiche Heilpflanze mit vielfältigen Inhaltsstoffen und potenziellen Anwendungen, vor allem bei Entzündungen und zur Immunmodulation. Die wissenschaftliche Evidenz für eine Wirksamkeit beim Menschen ist jedoch begrenzt und weitere Forschung notwendig.
Die Pflanze enthält eine Vielzahl bioaktiver Substanzen, darunter:
- Oxindol- und Indolalkaloide (z.B. pentazyklische Oxindolalkaloide)
- Proanthocyanidine (v.a. Proanthocyanidin B2)
- Polyphenole, Triterpene, Sterole, Glycoside, Catechine, Rhynchophyllin, Beta-Sitosterol
Diese Inhaltsstoffe wirken immunstimulierend, entzündungshemmend und antioxidativ. Die folgenden Wirkungen werden bei der Verwendung von Katzenkralle beobachtet:
- Immunmodulierende Wirkung: Katzenkralle kann das Immunsystem sowohl stimulieren als auch regulieren. Sie steigert die Aktivität von Immunzellen wie Granulozyten und Makrophagen und fördert die Phagozytose, also die Fähigkeit, Krankheitserreger zu erkennen und zu beseitigen. Besonders die pentazyklischen Oxindolalkaloide (POA) sind für diese Wirkung verantwortlich und können die Immunantwort harmonisieren, indem sie sowohl eine Über- als auch eine Unterreaktion des Immunsystems ausgleichen.
- Entzündungshemmende Eigenschaften: Die Pflanze wirkt nachweislich entzündungshemmend, was sie insbesondere bei chronisch-entzündlichen Erkrankungen wie rheumatoider Arthritis, Osteoarthritis oder anderen Gelenkbeschwerden wertvoll macht.
- Die Hemmung des Transkriptionsfaktors NF-KappaB durch Katzenkralle trägt zur Reduktion von Entzündungsprozessen im Körper bei.
- Antioxidative Effekte: Katzenkralle enthält zahlreiche Antioxidantien, die freie Radikale neutralisieren und so die Zellen vor oxidativem Stress und vorzeitiger Alterung schützen.
- Unterstützung bei Infektionen: Die Pflanze kann die Abwehrkräfte gegen virale und bakterielle Infektionen stärken und wird daher oft zur Vorbeugung oder begleitenden Behandlung von Infekten eingesetzt.
- Verdauung: Katzenkralle wird traditionell bei Magen-Darm-Beschwerden wie Gastritis oder Reizdarm eingesetzt.
- Zellregeneration und Krebs: Einzelne Labor- und Tierversuche deuten auf eine wachstumshemmende Wirkung bei Krebszellen hin, insbesondere bei Leukämie und Brustkrebs, wobei klinische Nachweise am Menschen noch fehlen.
- Antivirale Wirkung: Bestimmte Inhaltsstoffe zeigen in-vitro antivirale Eigenschaften gegen verschiedene Viren.
- Entgiftung: Durch antioxidative Effekte unterstützt Katzenkralle die körpereigene Entgiftung und kann zur allgemeinen Vitalität beitragen.
Das größte Problem bei der Verwendung von Katzenkralle ist die Tatsache, dass es gibt zwei Haupt-Chemotypen gibt. Diese unterscheiden sich vor allem durch ihren Gehalt an Oxindolalkaloiden:
- Pentazyklischer Chemotyp (POA): Enthält überwiegend pentacyclische Oxindolalkaloide. Diese werden mit immunregulierenden und entzündungshemmenden Effekten in Verbindung gebracht.
- Tetrazyklischer Chemotyp (TOA): Enthält vorwiegend tetracyclische Oxindolalkaloide. TOAs können die Wirkung der POAs abschwächen oder sogar aufheben und werden mit möglichen Nebenwirkungen auf das Herz-Kreislauf-System assoziiert.
Die beiden Chemotypen lassen sich äußerlich nicht unterscheiden; sie werden anhand ihrer chemischen Zusammensetzung bestimmt. Für therapeutische Zwecke wird meist der pentazyklische Chemotyp bevorzugt, da er als wirksamer und verträglicher gilt, insbesondere bei immunologischen Anwendungen.
Neuere Forschung hat auch auf einen dritten Chemotyp hingewiesen, der sich durch eine weitere spezifische Alkaloidzusammensetzung auszeichnet, aber die zwei genannten Chemotypen sind die wichtigsten und am besten untersuchten
Diese Tatsache hat zur Folge, dass der Käufer von Katzenkralle-Produkten nicht in der Lage ist, festzustellen, welchen Chemotyp er hat. Die Verwendung wird damit zu einem unsicheren Glücksspiel!
Um sicherzugehen, dass ein Präparat von Uncaria tomentosa tatsächlich den gewünschten pentazyklischen Oxindolalkaloid-Chemotyp (POA) enthält, sind folgende Maßnahmen entscheidend:
- Analytische Kontrolle mittels HPLC: Der Goldstandard zur Bestimmung des Chemotyps ist die Hochleistungsflüssigchromatographie (HPLC). Mit validierten HPLC-Methoden lassen sich die einzelnen Alkaloide (POA und TOA) eindeutig nachweisen und quantifizieren. Nur so kann belegt werden, dass ein Präparat überwiegend POA enthält und der Anteil an TOA gering ist.
- Zertifizierung und Qualitätsnachweis: Hochwertige Präparate sollten ein Analysezertifikat (z.B. von einem unabhängigen Labor) vorweisen, das den Gehalt an POA und TOA ausweist. Für therapeutische Zwecke wird empfohlen, Präparate zu wählen, bei denen der TOA-Gehalt unter 0,02 % liegt und der POA-Gehalt mindestens 0,3 % beträgt.
- Angaben auf dem Produkt: Seriöse Hersteller deklarieren den Gehalt an pentazyklischen Oxindolalkaloiden auf der Verpackung oder in den Produktinformationen. Fehlt diese Angabe, ist Vorsicht geboten.
Die wichtigsten POA sind Mitraphyllin, Isomitraphyllin, Isopteropodin, Pteropodin, Uncarin F und Speciophyllin. Die häufigsten TOA sind Rhynchophyllin und Isorhynchophyllin.
Folgende Produkte erfüllen diese Kriterien oder geben explizit den POA-Gehalt an:
- Katzenkralle Platin Bio (Pit&Pit/Mannavital): Dieses Produkt ist auf 3 % Gesamtalkaloide (HPLC) standardisiert und weist ein sehr hohes Verhältnis von POA zu TOA auf (zwischen 85 und 90 % POA laut Herstellerangabe). Die Standardisierung erfolgt per HPLC, was eine verlässliche Angabe darstellt.
- Katzenkrallen Tee, Uncaria tomentosa Rinde (Teewerk): Der Tee besteht aus der inneren Rinde der wild gesammelten Uncaria tomentosa aus Peru und enthält u.a. Pentazyklische Oxindolalkaloide (POA). Für Tees und lose Rinde kann der POA-Gehalt schwanken, aber das Produkt gibt den Gehalt explizit an.
- Arzneimittel in Österreich: Es gibt ein in Österreich zugelassenes Arzneimittel, das auf einen Mindestgehalt von 13,5 mg POA pro Gramm und einen maximalen TOA-Gehalt von 0,5 mg pro Gramm standardisiert ist. Dieses Präparat ist apothekenpflichtig und eignet sich besonders für therapeutische Anwendungen
Wechselwirkungen und Nebenwirkungen
Katzenkralle gilt grundsätzlich als gut verträglich, kann aber dennoch Nebenwirkungen verursachen. Zu den bekannten Nebenwirkungen zählen:
- Kopfschmerzen, Schwindel und Erbrechen: Diese Beschwerden können insbesondere zu Beginn der Einnahme auftreten.
- Magen-Darm-Beschwerden: Dazu gehören Übelkeit und Durchfall, vor allem bei höheren Dosierungen.
- Herz-Kreislauf-Beschwerden: Katzenkralle kann den Blutdruck senken und die Blutgerinnung verlangsamen, was bei Menschen mit entsprechenden Vorerkrankungen problematisch sein kann.
- Erhöhung der Harnsäurewerte: In seltenen Fällen kann es zu einer Erhöhung der Harnsäure kommen.
- Verstärkung von Autoimmunerkrankungen: Da Katzenkralle das Immunsystem stimulieren kann, könnten sich Symptome bestehender Autoimmunerkrankungen verschlimmern.
- Allergische Reaktionen: Wie bei allen pflanzlichen Präparaten sind Unverträglichkeitsreaktionen möglich.
Wechselwirkungen von Katzenkralle (Uncaria tomentosa): Katzenkralle kann mit verschiedenen Medikamenten und Therapien interagieren. Die wichtigsten bekannten und potenziellen Wechselwirkungen sind:
- Blutverdünnende Medikamente (Antikoagulanzien): Katzenkralle kann die Blutgerinnung verlangsamen und die Wirkung von Blutverdünnern wie Warfarin, Heparin oder ASS verstärken. Dies erhöht das Risiko von Blutungen.
- Blutdruckmedikamente: Die Pflanze kann den Blutdruck senken und so die Wirkung von blutdrucksenkenden Arzneimitteln verstärken, was zu einem zu niedrigen Blutdruck führen kann.
- Immunsuppressiva: Aufgrund ihrer immunstimulierenden Wirkung kann Katzenkralle die Wirkung von Immunsuppressiva (z.B. Cyclosporin, Medikamente nach Organtransplantationen) abschwächen oder aufheben.
- Krebsmedikamente und Chemotherapie: Wechselwirkungen mit bestimmten Krebsmedikamenten sind möglich, weshalb die Einnahme während einer Krebstherapie immer ärztlich abgestimmt werden sollte.
- HIV-Medikamente: Es gibt Hinweise auf mögliche Wechselwirkungen mit HIV-Therapeutika. Die Einnahme sollte nur unter ärztlicher Kontrolle erfolgen.
- Cholesterinsenker: Auch mit cholesterinsenkenden Medikamenten können Interaktionen auftreten.
Einnahmeempfehlungen
Empfohlene Dosierung von Katzenkralle-Extrakt und POA
- Katzenkralle-Extrakt (Uncaria tomentosa): Die übliche Dosierung für standardisierte Extrakte liegt bei 1.000–1.500 mg pro Tag, verteilt auf 2–3 Einzeldosen. Diese Dosierungen entsprechen etwa 4.000–6.000 mg getrockneter Katzenkrallenrinde, da es sich meist um ein 1:4 Extrakt handelt
- Standardisierter Extrakt ( auf POA-Gehalt):Für standardisierte Extrakte empfiehlt die HMPC (Ausschuss für pflanzliche Arzneimittel der EMA) eine Tagesdosis von 20–60 mg POA. Dies kann aus der Angabe des standardisierten Gehaltes umgerechnet werden.
- In Österreich ist ein Arzneimittel zugelassen, das auf einen Mindestgehalt von 13,5 mg POA pro Gramm Extrakt und einen maximalen TOA-Gehalt von 0,5 mg/g standardisiert ist.
- Die Dosierung richtet sich nach dem jeweiligen Präparat und sollte die Herstellerangaben oder ärztliche Empfehlung berücksichtigen.
- Flüssige Tinktur (TOA-frei): Bei TOA-freien Tinkturen beträgt die Standarddosierung 30 Tropfen (ca. 1,5 ml) zweimal täglich.
Fachinformationen
Zunächst ist zu erwähnen, dass Uncaria tomentosa in Österreich als apothekenpflichtiges Arzneimittel zugelassen ist. Dem gingen natürlich auch umfangreiche Analysen voraus.
[Arado2024]: Diese systematische Übersichtsarbeit und Meta-Analyse von In-vivo-Studien zeigte, dass Uncaria tomentosa-Extrakte die Produktion bestimmter Zytokine modulieren und die Anzahl von CD4⁺-T-Lymphozyten erhöhen können, was auf immunmodulatorische Eigenschaften hinweist.
[Mur2002]: Diese randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte Studie mit 40 Patienten zeigte, dass ein Extrakt aus dem pentazyklischen Alkaloid-Chemotyp von Uncaria tomentosa nach 24 Wochen die Anzahl schmerzhafter Gelenke signifikant reduzierte (53,2 % vs. 24,1 % in der Placebo-Gruppe; p = 0,044). Die Behandlung wurde gut vertragen.
In der Studie [SantosAraujo2012] mit Patientinnen mit invasivem duktalem Karzinom im Stadium II, die eine FAC-Chemotherapie erhielten, reduzierte die tägliche Einnahme von 300 mg Uncaria tomentosa-Extrakt die durch Chemotherapie induzierte Neutropenie und half, DNA-Schäden zu reparieren.
[CarvalhoLopesDePaula2014] untersuchten fortgeschrittene solide Tumoren: In einer Phase-II-Studie mit 51 Patienten verbesserte die Einnahme von 100 mg Uncaria tomentosa dreimal täglich die Lebensqualität und reduzierte Müdigkeit, ohne jedoch die Tumorgröße zu beeinflussen.
[Brito2023] Immunmodulation: In-vitro- und Tierstudien zeigen, dass Extrakte das Immunsystem stimulieren und antiviral wirken können, z.B. gegen Herpes- und Dengue-Viren.
[YepesPerez2020] In Silico-Studien deuten darauf hin, dass bestimmte Inhaltsstoffe von Uncaria tomentosa das Eindringen von SARS-CoV-2 in Zellen hemmen könnten. Krebs: Erste Studien deuten auf eine mögliche Verbesserung der Lebensqualität bei Krebspatienten hin.