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Passionsblume – Passiflora incarnata

Auf einen Blick

Passiflora incarnata, auch bekannt als fleischfarbene Passionsblume oder im Englischen als “Maypop”, ist eine in den südöstlichen USA heimische Pflanzenart aus der Familie der Passionsblumengewächse (Passifloraceae) mit über 500 Arten. Sie ist die Typusart der Gattung Passiflora, die mit mehr als 400 Arten die größte innerhalb der Familie darstellt. Passiflora incarnata ist ein immergrüner, ausdauernder Kletterstrauch, der Triebe von 2 bis 6 Metern Länge (selten bis zu 10 Meter) bildet. Die Stängel sind an jungen Teilen grün und eckig, an älteren grau und rund. Die Pflanze verankert sich mit korkenzieherartig gewundenen Sprossranken.

Passiflora incarnata enthält mehrere pharmakologisch wirksame Inhaltsstoffe, die vor allem für ihre beruhigenden, angstlösenden und schlaffördernden Eigenschaften verantwortlich sind:

  • Flavonoide: Diese sind die wichtigsten Wirkstoffe und machen etwa 0,25 % der Pflanze aus. Zu den bedeutendsten Flavonoiden zählen Vitexin, Isovitexin, Orientin, Isoorientin, Apigenin, Kaempferol und Quercetin. Sie wirken antioxidativ und können auch an GABA-Rezeptoren binden, was zur beruhigenden Wirkung beiträgt.
  • Glykoside: Insbesondere das in Passiflora incarnata einzigartige cyanogene Glykosid Gynocardin wurde identifiziert. Es kommt in unbedenklich geringer Menge vor und ist charakteristisch für diese Art.
  • Cumarine: In der Pflanze sind Cumarin-Derivate wie Scopolentin und Umbelliferon enthalten, vor allem in der Wurzel. Diese Verbindungen tragen ebenfalls zur pharmakologischen Wirkung bei.
  • Indolalkaloide: Darunter Harman, Harmin, Harmalin, Harmol und Harmalol. Diese Alkaloide ähneln strukturell dem Neurotransmitter Serotonin und können sowohl an GABA- als auch an Serotoninrezeptoren im zentralen Nervensystem binden, was antidepressiv und anxiolytisch wirkt.
  • Gamma-Aminobuttersäure (GABA): Passiflora incarnata enthält GABA, das direkt an GABA-Rezeptoren im Gehirn wirkt und so beruhigende, angstlösende und antiepileptische Effekte vermittelt.
  • Ätherische Öle und essenzielle Fettsäuren: Diese sind in kleineren Mengen enthalten und ergänzen das Wirkstoffprofil.

Die beruhigende Wirkung der Passionsblume wird vor allem durch die Kombination dieser Inhaltsstoffe erklärt, die das zentrale Nervensystem beeinflussen, insbesondere durch Modulation der GABA-Rezeptoren und möglicherweise auch der Serotoninrezeptoren. Dies macht Passiflora incarnata zu einem bewährten pflanzlichen Mittel bei nervöser Unruhe, Angstzuständen und Schlafstörungen

Passiflora incarnata wirkt vor allem beruhigend, angstlösend und schlaffördernd durch eine gezielte Beeinflussung des GABAergen Systems im zentralen Nervensystem:

  • Beruhigung und Angstlösung: Die Extrakte der Passionsblume hemmen die Wiederaufnahme des Neurotransmitters GABA, was zu einer erhöhten Verfügbarkeit von GABA im Gehirn führt. GABA ist der wichtigste hemmende Neurotransmitter, der die neuronale Erregbarkeit verringert und so Angst und Unruhe mindert. Die Wirkstoffe binden an die GABA-Bindungsstelle des GABAA-Rezeptors, jedoch nicht an die Benzodiazepin- oder Ethanol-Bindungsstellen, was eine angstlösende Wirkung ohne typische Nebenwirkungen von Benzodiazepinen ermöglicht.
  • Schlafförderung: Passiflora incarnata verbessert die Einschlafzeit und die Schlafqualität, insbesondere bei Menschen mit durch Angst bedingten Schlafstörungen. Die Wirkung setzt bereits etwa 30 Minuten nach Einnahme ein und erreicht nach circa 3 Stunden ihren Höhepunkt. Dabei wird der Reizübertragung gedämpft, was zu Entspannung und besserem Durchschlafen führt.
  • Keine Leistungsminderung: Studien zeigen, dass die beruhigende Wirkung ohne Beeinträchtigung von Wachheit und Konzentration erfolgt, was Passiflora incarnata von vielen synthetischen Sedativa unterscheidet.
  • Neuroprotektive Effekte: Präklinische Untersuchungen deuten darauf hin, dass die Pflanze antioxidative und neuroprotektive Eigenschaften besitzt, die helfen können, oxidativen Stress im Gehirn zu reduzieren und die kognitive Gesundheit zu fördern.
  • Gute Verträglichkeit: Nebenwirkungen sind selten und mild, meist leichte Schläfrigkeit oder Schwindel. Es besteht kein Abhängigkeitspotenzial, da die Pflanze nicht an die Benzodiazepin-Bindungsstelle des GABAA-Rezeptors bindet.

Der Extrakt von Passiflora incarnata ist in der pharmazeutischen Anwendung unterschiedlich gut standardisiert, wobei die Standardisierung vor allem auf den Gehalt an Flavonoiden basiert, die als wirksame Inhaltsstoffe gelten.

  • Flavonoidgehalt: Übliche Trockenextrakte sind nach der Europäischen Pharmakopöe (Ph. Eur.) standardisiert auf bis zu 3 % Flavonoide, insbesondere C-Glykosylflavone wie Isovitexin, Isoschaftosid und Schaftosid. Diese Flavonoide gelten als maßgeblich für die beruhigende und angstlösende Wirkung.
  • Drogen-Extrakt-Verhältnis (DER): Extrakte werden häufig mit einem DER von 4:1 bis 10:1 angeboten. Zum Beispiel enthält ein hochkonzentrierter 10:1-Extrakt 500 mg Extrakt pro Kapsel, entsprechend 5000 mg getrocknetem Kraut. Andere Produkte verwenden Fluidextrakte mit einem Verhältnis von 1:1, extrahiert mit 70 % Ethanol.
  • Qualitätskontrolle: Bei pharmazeutisch hergestellten Extrakten wird auf eine schonende Herstellung und umfassende Qualitätskontrollen gemäß GMP-Richtlinien geachtet, um die Wirkstoffe zu erhalten und Schwankungen im Gehalt zu minimieren. Dennoch zeigen Untersuchungen, dass das natürliche Pflanzenmaterial deutliche Gehaltsschwankungen aufweist.
  • Analytische Referenzstandards: Für Passiflora incarnata-Extrakte existieren analytische Referenzstandards, die zur Qualitätssicherung und Standardisierung in der Herstellung verwendet werden1.
  • Herstellerangaben: Einige Hersteller betonen eine nachhaltige Beschaffung und standardisierte Extraktionsprozesse, die auf langjähriger Forschung basieren, um eine gleichbleibende Qualität zu gewährleisten

Wechselwirkungen und Nebenwirkungen

Passiflora incarnata gilt bei empfohlener Dosierung im Allgemeinen als gut verträglich, Nebenwirkungen sind selten und meist mild. Bekannte Nebenwirkungen umfassen:

  • Schläfrigkeit, Benommenheit und Schwindel, weshalb nach der Einnahme Vorsicht beim Autofahren geboten ist.
  • Gelegentlich können allergische Reaktionen wie Hautausschlag oder Nesselfieber auftreten, diese sind jedoch sehr selten.
  • In Einzelfällen wurden leichte Verwirrung oder Konzentrationsstörungen berichtet.
  • Bei langfristiger oder hochdosierter Einnahme können, insbesondere bei empfindlichen Personen, leberspezifische Nebenwirkungen wie erhöhte Leberwerte oder Entzündungsreaktionen auftreten. Daher wird empfohlen, bei längerer Anwendung die Leberfunktion ärztlich überwachen zu lassen.

Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sind bisher nicht gut dokumentiert, dennoch sollte bei gleichzeitiger Einnahme anderer Arzneimittel Vorsicht walten und im Zweifel ein Arzt konsultiert werden

Einnahmeempfehlungen

Die Einnahmeempfehlung für Passiflora incarnata hängt von der Darreichungsform ab:

  • Grundsätzlich werden pro Gabe / tägliche Dosis von 300–500 mg eines standardisierten Passiflora incarnata-Extrakts empfohlen. Diese Dosierung scheint am effektivsten zu sein.
  • Tropfen (z. B. Passiflora Curarina® oder CERES Urtinktur):Erwachsene und Jugendliche ab 12 Jahren nehmen meist 2 ml (ca. 40 Tropfen) dreimal täglich ein, idealerweise morgens, mittags und etwa 30 Minuten vor dem Schlafengehen. Die Tropfen werden mit etwas Wasser verdünnt eingenommen. Die Anwendung kann zeitlich unbegrenzt erfolgen, sollte aber bei längerem Gebrauch ärztlich begleitet werden.
  • Dragees/Tabletten:Für Jugendliche ab 12 Jahren und Erwachsene werden 2 bis 3 Dragees über den Tag verteilt empfohlen. Bei nervös bedingten Schlafstörungen 1 bis 2 Dragees etwa eine halbe Stunde vor dem Schlafengehen. Die Dragees sollten unzerkaut mit ausreichend Flüssigkeit eingenommen werden. Die Anwendungsdauer ist grundsätzlich nicht beschränkt, bei anhaltenden Beschwerden sollte jedoch ein Arzt konsultiert werden.
  • Tee: Traditionell werden etwa 2 Gramm getrocknetes Passionsblumenkraut mit heißem Wasser übergossen und als Tee getrunken, meist 1 bis 3 Tassen täglich. Die Wirkung setzt nach etwa 30 Minuten ein.
  • Die Einnahme sollte möglichst regelmäßig erfolgen.
  • Die Wirkung tritt meist innerhalb von 30 Minuten ein, besonders bei Tropfen oder Spray zur oralen Schleimhautaufnahme.

Fachinformationen

[Ngan2011] In einer doppelblinden, placebokontrollierten Studie konsumierten 41 Teilnehmer über sieben Tage täglich eine Tasse Passionsblumentee. Die subjektive Schlafqualität verbesserte sich signifikant im Vergleich zur Placebogruppe

[Harit2024] Eine randomisierte, doppelblinde Studie mit 65 Teilnehmern untersuchte einen standardisierten Passiflora-extrakt (SIVI) über 30 Tage. Ergebnisse zeigten eine signifikante Reduktion von Stress und eine Verbesserung der Schlafqualität ohne berichtete Nebenwirkungen

[Akhondzadeh2001] In einer vierwöchigen Studie mit 36 Patienten wurde Passiflora-extrakt mit Oxazepam (einem Benzodiazepin) verglichen. Beide Behandlungen waren gleich wirksam, jedoch berichteten Patienten unter Passiflora von weniger Beeinträchtigungen im Alltag

[Kaviani2013] Eine Studie mit 63 Patienten zeigte, dass Passiflora-extrakt die Angst vor einer Parodontalbehandlung signifikant reduzierte

[Janda2020] Eine systematische Überprüfung von neun klinischen Studien ergab, dass Passiflora incarnata bei der Behandlung von Angstzuständen und Schlafstörungen hilfreich sein kann, wobei keine schwerwiegenden Nebenwirkungen festgestellt wurden

[Herries2024] Die beruhigenden Effekte sind auf eine Erhöhung des GABA-Spiegels im Gehirn zurückzuführen

[Appel2011] Studien zeigen, dass Extrakte aus Passiflora incarnata die GABA-A-Rezeptoren modulieren, jedoch nicht an der klassischen Benzodiazepin-Bindungsstelle. In vitro-Experimente mit Rattenhirnsynaptosomen ergaben, dass der Extrakt die GABA-Aufnahme hemmte, ohne jedoch die GABA-Freisetzung oder die Aktivität der GABA-Transaminase zu beeinflussen. Zudem wurde festgestellt, dass Passiflora incarnata konzentrationsabhängig die Bindung an GABA-A- und GABA-B-Rezeptoren hemmt, wobei es als Antagonist am GABA-B-Rezeptor wirkt.

Obschon es eigentlich völlig unseriös ist, auf Wikipedia zu verweisen, sei an dieser Stelle bezüglich des GABA-Rezeptors auf den (ausnahmsweise) gut recherchierten Grundlagenartikel von Wikipedia hingewiesen, der durch sehr viele Quellen belegt ist: https://en.wikipedia.org/wiki/GABAA_receptor

[Grundmann2008] Die anxiolytischen Effekte von Passiflora incarnata werden hauptsächlich den enthaltenen Flavonoiden wie Homoorientin, Orientin, Vitexin und Isovitexin zugeschrieben. In einer Studie zeigte ein standardisierter Extrakt bei Mäusen eine anxiolytische Wirkung, die mit der von Diazepam vergleichbar war. Diese Wirkung wurde durch Flumazenil, einen Antagonisten der Benzodiazepin-Bindungsstelle, aufgehoben, was auf eine Beteiligung der GABA-A-Rezeptoren hinweist.

[Elsas2010] Die Wirkung von Passiflora incarnata ist dosisabhängig. In einigen Studien wurde eine U-förmige Dosis-Wirkungs-Kurve beobachtet, wobei mittlere Dosen anxiolytisch wirkten, während höhere Dosen keine zusätzliche Wirkung zeigten oder sogar anxiogene Effekte hatten.

[Nikolova2024] gibt einen aktuellen Überblick über die chemischen Zusammensetzungen, pharmakologische Eigenschaften und medizinische Wirkungen der Passiflora L..

In der Studie von [Grundmann2009] wurde die anxiolytische Wirkung eines ethanolextrahierten Passionsblumenextrakts in einem Mausmodell untersucht. Die Mäuse erhielten oral drei verschiedene Dosierungen des Extrakts: 150 mg/kg, 375 mg/kg und 600 mg/kg. Die Ergebnisse zeigten, dass nur die mittlere Dosis von 375 mg/kg eine signifikante anxiolytische Wirkung hatte, während die niedrigere und höhere Dosis keine signifikante Wirkung zeigten. Dies deutet auf eine U-förmige Dosis-Wirkungs-Beziehung hin.

[Aslanargun2012] In dieser Studie wurde die Wirkung von Passiflora incarnata auf die präoperative Angst bei Patienten untersucht, die sich einer Spinalanästhesie unterzogen. Die Ergebnisse zeigten, dass Passiflora incarnata die Angst signifikant reduzierte, ohne die psychomotorische Funktion oder die Sedierung zu beeinflussen.

[Akhondzadeh2005] In einer offenen klinischen Studie wurde die Wirksamkeit von Passiflora incarnata bei Kindern und Jugendlichen mit ADHS untersucht. Die Teilnehmer erhielten über einen Zeitraum von acht Wochen zweimal täglich eine Dosis von 0,04 mg/kg Körpergewicht. Die Ergebnisse zeigten eine signifikante Verbesserung der ADHS-Symptome, gemessen anhand standardisierter Bewertungsskalen. Die Autoren berichteten zudem von einer guten Verträglichkeit des Präparats mit minimalen Nebenwirkungen.