

Auf einen Blick
Der Gelbe Steinklee (Melilotus officinalis), auch Gewöhnlicher Steinklee, Echter Steinklee, Steinklee oder Honigklee genannt, ist eine Pflanzenart aus der Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae). Der Gelbe Steinklee ist in Mitteleuropa und Asien weitverbreitet. Der Gelbe Steinklee wächst verbreitet in sonnigen Unkrautfluren, an Wegen, im Bahngelände, in Steinbrüchen, auf Erdanrissen, an Ufern und Schuttplätzen.
Steinklee enthält verschiedene Inhaltsstoffe, darunter Coumarin, 3,4-Dihydrocoumarin (Melilotin), Ortho-Cumarinsäure, Ortho-Hydroxycumarinsäure und das Ortho-Glukosid der Ortho-Cumarinsäure (Melilotosid). Außerdem sind Zimtsäurederivate, Cumarinsäureglykoside, Triterpensaponine und Phenolverbindungen wie Phenolsäuren (Melilotsäure, Cafesäure) und Flavonoide (Kaempferol) vorhanden. Die Wirkung beruht vor allem auf Cumarin und dessen Derivaten.
Daraus ergeben sich seine pharmakologischen Wirkungen:
- Entzündungshemmend: Gelber Steinklee reduziert Entzündungen im Körper und wird daher bei rheumatischen Erkrankungen, Gelenk- und Muskelschmerzen eingesetzt.
- Krampflösend (spasmolytisch): Er entspannt die glatte Muskulatur, was insbesondere bei Krämpfen in den Beinen hilfreich ist.
- Ödemprotektiv (antiödematös): Die Inhaltsstoffe schützen das Gewebe vor Wasseransammlungen, indem sie die Kapillarwände stärken und deren Durchlässigkeit verringern. Dadurch wird die Bildung von Ödemen (Schwellungen) verhindert oder reduziert.
- Venentonisierend: Steinklee fördert den Rückstrom des Blutes in den Venen zum Herzen und unterstützt den Lymphabfluss. Dies macht ihn zu einem anerkannten pflanzlichen Mittel bei chronischer Venenschwäche (chronisch venöse Insuffizienz), Venenentzündungen, Hämorrhoiden und Lymphstau.
- Durchblutungsfördernd: Die Pflanze erweitert die Blutgefäße und verbessert die Durchblutung, was auch zur Senkung des Blutdrucks beitragen kann.
- Antioxidativ: Steinklee-Extrakte zeigen antioxidative Eigenschaften, die zum Zellschutz beitragen können.
- Schmerzlindernd: Die entzündungshemmenden und durchblutungsfördernden Effekte führen auch zu einer Linderung von Schmerzen, insbesondere bei Prellungen, Verstauchungen und Blutergüssen (äußerliche Anwendung)
Wechselwirkungen und Nebenwirkungen
Gelber Steinklee gilt bei bestimmungsgemäßer Anwendung als überwiegend gut verträglich, jedoch können Nebenwirkungen auftreten. Die wichtigsten unerwünschten Wirkungen sind:
- Magen-Darm-Beschwerden: Gelegentlich treten nach innerlicher Anwendung Magenbeschwerden, Übelkeit oder Erbrechen auf.
- Kopfschmerzen: Selten können Kopfschmerzen beobachtet werden.
- Allergische Reaktionen: In Einzelfällen wurden allergische Reaktionen berichtet.
- Schwächegefühl: Bei Überdosierung (mehr als 4 g Steinklee-Extrakt) kann es zu Schwäche kommen.
- Lebertoxizität: Cumarin, ein Hauptbestandteil, kann bei empfindlichen Personen bereits in kleinen Mengen Leberschäden verursachen. Personen mit bestehenden oder früheren Lebererkrankungen sollten auf die Einnahme verzichten.
- Verstärkte Blutungsneigung: Da Steinklee die Blutgerinnung hemmen kann, ist bei gleichzeitiger Einnahme von gerinnungshemmenden Medikamenten (z. B. Phenprocoumon, Warfarin) Vorsicht geboten. Es kann zu einer verstärkten Wirkung und damit zu erhöhter Blutungsgefahr kommen
Gelber Steinklee kann relevante Wechselwirkungen mit bestimmten Medikamenten haben, insbesondere aufgrund seines Cumaringehalts:
- Gerinnungshemmende (blutverdünnende) Medikamente:
Steinklee sollte nicht gleichzeitig mit gerinnungshemmenden Arzneimitteln wie Phenprocoumon, Warfarin oder anderen Vitamin-K-Antagonisten eingenommen werden, da die gerinnungshemmende Wirkung verstärkt werden kann. Dies erhöht das Risiko für Blutungen deutlich. - Vitamin K:
Die Inhaltsstoffe des Steinklees, insbesondere Melilotin (ein Cumarin-Derivat), wirken als Vitamin-K-Antagonisten und können die Wirkung von Vitamin K im Körper abschwächen. Auch dadurch kann die Blutgerinnung zusätzlich gehemmt werden. - Weitere Wechselwirkungen:
Für andere Arzneimittel sind bislang keine klinisch relevanten Wechselwirkungen bekannt. Dennoch sollte bei gleichzeitiger Einnahme mehrerer Medikamente grundsätzlich Rücksprache mit einem Arzt oder Apotheker gehalten werden.
Einnahmeempfehlungen
Einnahmeempfehlungen für Gelben Steinklee:
- Standardisierte Fertigpräparate bevorzugen: Aufgrund schwankender Cumarin-Gehalte im Kraut wird empfohlen, ausschließlich standardisierte Fertigpräparate zu verwenden, um eine sichere Dosierung zu gewährleisten.
- Die maximale Tagesdosis an Cumarin aus Steinklee-Präparaten sollte 3 bis 30 mg nicht überschreiten.
- Für Tinkturen: Beispielsweise werden 2x täglich 30 Tropfen, mit Wasser verdünnt, empfohlen. Das entspricht etwa 680 mg Steinklee-Kraut pro Tag.
- Für Kapseln: Die Empfehlung liegt bei 3 Kapseln täglich mit ausreichend Flüssigkeit, idealerweise etwa eine halbe Stunde nach einer Mahlzeit.
- Teezubereitung: Die Zubereitung von Tee aus Steinkleekraut ist möglich (1–2 Teelöffel Kraut mit 250 ml kochendem Wasser übergießen, 5–10 Minuten ziehen lassen), wird aber wegen unkontrollierbarer Cumarinmengen und möglicher Nebenwirkungen heute nicht mehr empfohlen.
- Äußerliche Anwendung: Bei Prellungen, Verstauchungen und Blutergüssen kann Steinklee als Salbe, Tinktur oder Breiumschlag äußerlich angewendet werden
Fachinformationen
Die Kommission E des ehemaligen Bundesgesundheitsamtes empfiehlt Melilotus officinalis zur innerlichen Anwendung bei chronisch-venöser Insuffizienz mit Symptomen wie Schmerzen, Schweregefühl, nächtlichen Wadenkrämpfen, Juckreiz und Schwellungen. Auch zur unterstützenden Behandlung von oberflächlichen Thrombosen, postthrombotischem Syndrom, Lymphstauungen und Hämorrhoiden wird die Anwendung befürwortet.
[Cataldi2001] In einer randomisierten klinischen Studie wurde eine Kombination aus α-Tocopherol (Vitamin E), Rutin, Melilotus officinalis und Centella asiatica bei Patienten mit chronisch-venöser Insuffizienz untersucht. Die Behandlung führte nach 30 Tagen zu einer signifikanten Reduktion von oberflächlichem Ödem und Symptomen wie nächtlichen Wadenkrämpfen und Schweregefühl in den Beinen.
[Romano2020] Eine offene Studie mit 35 Teilnehmern untersuchte die Anwendung einer Creme, die unter anderem Melilotus officinalis, Vitamin E und Centella asiatica enthielt. Nach 10 Tagen Anwendung berichteten die Teilnehmer über eine signifikante Linderung von Symptomen wie Schweregefühl, Schmerzen und Schwellungen in den Beinen.
[Michelini2019] In einer weiteren Studie erhielten Patienten mit primärem oder sekundärem Lymphödem über sechs Monate eine Kombination aus Melilotus officinalis (100 mg), Rutin (300 mg) und Bromelain (100 mg). Die Behandlung führte zu einer Verbesserung der Lymphzirkulation und einer Reduktion der Schwellungen
[PlescaManea2002] In einer Tierstudie mit Kaninchen zeigte ein Extrakt von Melilotus officinalis (mit 0,25% Cumarin) eine signifikante Reduktion von Entzündungsmarkern wie Citrullin und Phagozytoseaktivität. Die Wirkung war vergleichbar mit der von Hydrocortison und Cumarin allein.
[Liu2018a] Untersuchungen an Zellkulturen (RAW264.7-Makrophagen) zeigten, dass Extrakte von Melilotus officinalis die Produktion entzündungsfördernder Zytokine wie TNF-α und IL-6 hemmen.
[SowaBorowiec2025] Extrakte aus den Blättern und Blüten von Melilotus officinalis weisen eine hohe antioxidative Aktivität auf, gemessen durch DPPH- und FRAP-Tests. Diese Aktivität korreliert stark mit dem Gehalt an phenolischen Verbindungen wie Melilotinsäure und Umbelliferon.
[SowaBorowiec2025] In klinischen Studien wurde gezeigt, dass die Einnahme von Melilotus officinalis-Extrakt (400 mg/Tag) über sechs Monate in Kombination mit Kompressionstherapie bei Patienten mit Lymphödem der unteren Gliedmaßen zu signifikanten Verbesserungen führte. Die Behandlung reduzierte Schwellungen, nächtliche Wadenkrämpfe und das Gefühl schwerer Beine.
[Bazazzadegan2017] In einem Rattenmodell für sporadische Alzheimer-Krankheit zeigte die Verabreichung von Melilotus officinalis-Extrakt eine Modulation der Genexpression von Daxx, NF-κB und VEGF im Hippocampus. Dies deutet auf potenzielle neuroprotektive Effekte hin, die durch antioxidative und entzündungshemmende Mechanismen vermittelt werden könnten