
Auf einen Blick
Vitamin E, ist ein wichtiges essenzielles Vitamin und Nahrungsergänzungsmittel. Vitamin E besteht aus acht natürlichen Verbindungen: vier Tocopherole (Alpha, Beta, Gamma, Delta) und vier Tocotrienole (ebenfalls Alpha, Beta, Gamma, Delta). Sie sind fettlösliche Antioxidantien, die Zellen vor oxidativem Stress schützen.
Vitamin E ist essenziell: Der Körper kann es nicht selber produzieren, benötigt es aber für eine einwandfreie Funktion.
Ein Mangel an Vitamin E wird als „eher selten bezeichnet“, was aber eine sehr ausgewogene Ernährung voraussetzt und sich nur auf sehr gesunde Personen bezieht.
Vitamin E kommt in folgenden Lebensmitteln vor (Angaben pro 100g):
- Weizenkeimöl: 122,99 mg
- Sonnenblumenöl: 51,75 mg
- Distelöl: 39,6 mg
- Maiskeimöl: 30,6 mg
- Rapsöl: 30,01 mg
- Olivenöl: 27,84 mg
- Sonnenblumenkerne: 34,5 mg
- Mandeln: 27,1 mg
- Haselnüsse: 18,1 mg
- Pinienkerne: 11,9 mg
- Paranüsse: 7,6 mg
- Walnüsse: 6,0 mg
- Gemüse
- Schwarzwurzeln: 6,0 mg
- Paprika: 2,5 mg
- Wirsing: 2,5 mg
- Spargel: 2,1 mg
- Mayonnaise: 43,7 mg
- Margarine: 20 mg
- Pesto: 18 mg
- Kartoffelchips: 6,10 mg
Wieder einmal kann beobachtet werden, dass die empfohlenen Tageshöchstmengen der einzelnen Länder sehr schwanken:
- Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA): 300 mg pro Tag
- Deutschland: 30 mg/Tag
- Frankreich: 25 mg/Tag
- Irland: 493 mg/Tag
- Italien: 160 mg/Tag
- Niederlande: 450 mg/Tag
- Norwegen: 900 mg/Tag
- Österreich: 32 mg/Tag
- Polen: 830 mg/Tag
- Schweiz: 600 mg/Tag
Betrachtet man die höheren Empfehlungen der Niederlande und von Norwegen, kann man sehr leicht erkennen, dass man diese Mengen mit gesunder Ernährung nicht erreichen kann. Eine Supplementierung ist daher in der Regel geboten!
Bei Vitamin-E-Mangel können verschiedene Erkrankungen und gesundheitliche Probleme auftreten:
- Ataxie mit Vitamin-E-Mangel (AVED): Eine neurodegenerative Erkrankung mit progressiver spinozerebellärer Ataxie, Verlust der Propriozeption und Areflexie
- Neuropathien: Störungen des peripheren Nervensystems
- Encephalopathie
- Myopathien: Muskelschwäche und erhöhte Kreatinkinase im Plasma
- Muskelentzündungen
- Hämolytische Anämie: Verstärkter Abbau der roten Blutkörperchen
- Retinopathie: Erkrankung der Netzhaut
- Bei Frühgeborenen: Anomales Wachstum von Blutgefäßen im Auge (Frühgeborenenretinopathie)
- Arteriosklerose
- Durchblutungsstörungen in Armen und Beinen, später in Herz und Gehirn
- Geschwächtes Immunsystem
- Dystrophie
Nun ist die Versorgungslage eines Normalverbrauchers in der Regel nicht so schlecht, dass er daran akut erkrankt, jedoch kann eine sehr gute Versorgung mit Hilfe von Supplements diverse Alterserkrankungen vermeiden oder verzögern helfen, siehe auch [Napolitano2023] und [Ricciarelli1999]
Dennoch hat die Supplementierung mit Vitamin E positive Auswirkungen, vor allem, da nicht alle Tocotrienole in natürlichen Quellen vorhanden sind:
- Antioxidative Wirkung: Vitamin E neutralisiert freie Radikale, die bei Entzündungen, Alterung oder chronischen Krankheiten entstehen. Tocotrienole haben eine stärkere antioxidative Wirkung als Tocopherole und können leichter in Zellmembranen eindringen.
- Herzgesundheit: Studien [Wong2012] legen nahe, dass Tocotrienole den Cholesterinspiegel [Qureshi1991] senken, die arterielle Gesundheit fördern und Entzündungen reduzieren können – potenziell wichtiger als Tocopherole allein.
- Neuroprotektion: Tocotrienole könnten neuroprotektiv wirken, etwa bei Alzheimer oder Schlaganfällen, da sie oxidativen Stress im Gehirn verringern
- Krebsprävention: Einige Studien zeigen, dass Tocotrienole das Wachstum bestimmter Krebszellen hemmen könnten, allerdings sind die Ergebnisse vorläufig.
Wechselwirkungen und Nebenwirkungen
Vitamin E kann bei hohen Dosierungen verschiedene Wechselwirkungen mit Medikamenten und anderen Substanzen haben:
- Antikoagulanzien: Vitamin E verstärkt die Wirkung von Gerinnungshemmern wie Warfarin und kann das Blutungsrisiko erhöhen. Hier kann der Gerinnungshemmer – unbedingt in Absprache mit dem Arzt – geringer dosiert werden
- Statine und Niacin: In Kombination mit anderen Antioxidantien kann Vitamin E den herzschützenden Effekt dieser cholesterinsenkenden Medikamente reduzieren.
- Eisenpräparate: Die gleichzeitige Einnahme kann die Wirkung von Vitamin E vermindern. Es wird empfohlen, mindestens zwei Stunden Abstand zwischen der Einnahme einzuhalten.
- Cyclosporin A: Hohe Dosen Vitamin E (≥ 300 I.E.) können die immunsuppressive Wirkung von Cyclosporin A beeinträchtigen.
- Chemotherapie und Strahlentherapie: Vitamin E kann die Wirksamkeit dieser Krebsbehandlungen negativ beeinflussen, da es den Tumor genauso schützt, wie den gesamten Organismus.
- Schilddrüsenmedikamente: Es können Wechselwirkungen auftreten.
- Vitamin K: Vitamin E kann den Vitamin-K-Status beeinflussen und somit indirekt die Blutgerinnung beeinträchtigen.
- Vitamin C: Vitamin C regeneriert oxidiertes Vitamin E und verstärkt dessen antioxidative Wirkung.
Bei der Einnahme von Vitamin-E-Präparaten sollte man den Arzt informieren, wenn Erkrankungen vorliegen oder regelmäßig Medikamente eingenommen werden.
Viele der diskutierten Nebenwirkungen treten erst bei extremer Überdosierung auf und hängen auch damit zusammen, daß in den entsprechenden Studien diese Supplementierung mit K2 nicht durchgeführt wurde!
Einnahmeempfehlungen
Die Einnahme sollte immer mit einer reichlichen und fettreichen Mahlzeit zusammen erfolgen, da Vitamin E sonst nicht gut resorbiert werden kann.
Besonders zu beachten ist bei Vitamin E der große Unterschied zwischen preiswerten künstlichem Vitamin E, welches in der Regel aus DL-Alpha-Tocopherol besteht und dem natürlichen oder naturidentischen Vitamin E.
Natürliches Vitamin E besteht aus einer Gruppe von acht verschiedenen fettlöslichen Verbindungen:
Vier Tocopherole:
- Alpha-Tocopherol
- Beta-Tocopherol
- Gamma-Tocopherol
- Delta-Tocopherol
Vier Tocotrienole:
- Alpha-Tocotrienol
- Beta-Tocotrienol
- Gamma-Tocotrienol
- Delta-Tocotrienol
Grundsätzlich sollte kein reines Alpha-Tocopherol eingenommen werden, sondern immer ein Gemisch, welches meist als „Mixed Tocopherols / Tocotrienols“ deklariert ist.
Fachinformationen
Wichtig: Alle Studien mit reinem Tocopherol wurden hier nicht bewertet. Diese kommen teilweise zu negativen Ergebnissen. Hier wurden nur Studien mit „mixed Tocopherols / Tocotrienols“, also natürlichem Vitamin E bewertet.
[Han2004] schreibt über Vitamin E und Genexpression in Immunzellen. Danach hat Vitamin E einen Einfluss auf die Alterung (Zitat) „Es wurden Gene ausgewählt, die mehr als zweifache Veränderungen zeigten, P < 0,05 durch ANOVA, und mit mindestens einem aktuellen Ruf. Das Altern hatte signifikante Auswirkungen auf Gene, die an der Signaltransduktion, der Transkriptionsregulation und den Apoptosewegen in T-Zellen beteiligt sind, während Vitamin E einen signifikanten Einfluss auf Gene hatte, die mit der Regulation des Zellzyklus verbunden sind.“
[Ungurianu2021] geht auf die Effekte von Vitamin E „über sein Antioxidans-Etikett hinaus“ ein. Er liefert einen guten Überblick (Zitat) „Vitamin E ist mit seinen acht Viteren vor allem als das wichtigste fettlösliche Antioxidans im menschlichen Körper bekannt. Es wurden jedoch zahlreiche regulatorische Effekte in Bezug auf die Modulation zellulärer Signalwege, die Signaltransduktion und die Genexpression berichtet, die den Zellzyklus und die Zellfunktion beeinflussen. TFs und TTs modulieren zusammen mit ihren Metaboliten (z. B. CEHCs) und Derivaten (z. B. Disulfiden) eine Vielzahl von zellulären Signalwegen und erzeugen Wirkungen, die sowohl bei normalen als auch bei Krebszellen beobachtet werden. Mit dem Ziel, die normale Zellfunktion wiederherzustellen, hemmen diese Verbindungen Schlüsselenzyme in der Arachidonsäurekaskade (COX-2 und 5-LOX) und die Bildung von entzündungsfördernden Molekülen (Chemokin, Interleukine und Prostaglandine), wodurch die Reaktion auf entzündungsfördernde Reize verringert wird. Darüber hinaus sind sie in der Lage, die NF-κB-Aktivierung zu hemmen, was zu zusätzlichen entzündungshemmenden und zellzyklusregulierenden Effekten führt und die antioxidative Abwehr über redox- und nicht-redoxbezogene Mechanismen moduliert. Diese zellbasierten In-vitro-Studien haben darauf hingewiesen, dass δ-TF und γ-TT die Vitamere mit dem höchsten Potenzial für die Behandlung von Malignomen und kardiometabolischen Erkrankungen mit einer wichtigen entzündlichen Komponente sind. Tierbasierte Modelle zeigten, dass die Verabreichung von TTs und TFs die Aktivität verschiedener Enzyme und Signalwege modulieren kann, wie z. B. MAPK, PI3K/Akt/mTOR, Jak/STAT und NF-κB, die die Grundlage für ihre berichteten entzündungshemmenden, immunregulatorischen, neuroprotektiven, antiproliferativen, pro-apoptotischen und anti-angiogenetischen Wirkungen bilden. Im klinischen Umfeld waren die beobachteten schützenden Wirkungen (oder das Fehlen derselben) der Vitamin-E-Zufuhr oder -Supplementierung sehr unterschiedlich. Auch wenn bei der Extrapolation der in präklinischen Studien berichteten positiven Wirkungen auf den Menschen Vorsicht geboten ist, sollte das therapeutische Potenzial von TF und TT nicht außer Acht gelassen werden. Vitamin E verbessert den Redox- und Entzündungsstatus bei gesunden Personen (Raucher und Nichtraucher), Diabetikern und Patienten mit metabolischem Syndrom. Quelle und Dosierung haben jedoch einen großen Einfluss auf die beobachteten Wirkungen. Bei der Verwendung von Vitamin E scheint die Bioverfügbarkeit ein Schlüsselfaktor zu sein, um ein gewünschtes Ergebnis zu erzielen. Die klinisch beobachteten krebshemmenden Wirkungen von Vitamin E sind widersprüchlich, wobei sowohl über pro- als auch über antimaligne Wirkungen berichtet wird. Dies könnte jedoch das Ergebnis unterschiedlicher Designs (Dosierung und Dauer der Verabreichung) und der großen Variabilität der Malignome sein. Zahlreiche Studien unterstrichen die neuroprotektive Wirkung von Vitamin E, insbesondere als Mittel zur Vorbeugung und als Adjuvans in der Therapie von AD“.
[Chu2023] schreibt einen Übersichtsartikel über Vitamin E: ein multifunktionaler Inhaltsstoff zur Verbesserung der Gesundheit und Konservierung von Lebensmitteln. Er hält fest (Zitat) „Es wurde festgestellt, dass Vitamin E auf zelluläre Signalwege einwirkt und oxidativen Stress wirksam bekämpft, was sich positiv auf Entzündungshemmung, Krebsbekämpfung, Kardioprotektion, Neuroprotektion, Hautgesundheit und andere degenerative Erkrankungen auswirkt. Es wurde festgestellt, dass die Funktionen von γ- und δ-Tocotrienol und Tocopherol entzündungshemmende und krebshemmende Eigenschaften aufweisen. Vitamin E trägt auch über die Anti-Apoptose der Kardiomyozyten zur Herz-Kreislauf-Gesundheit bei. Darüber hinaus bietet Vitamin E einen guten Schutz vor Lipidperoxidation unter Lebensmittelverarbeitungs- und Lagerbedingungen. Vitamin E wirkt in Ölen, Fetten und aktiven Verpackungen, indem es deren Lipidkomponenten stabilisiert, um Fehlaromen und Farbveränderungen der Lebensmittelbestandteile zu verhindern. Die Supplementierung von α-Tocopherol bis zu 0,2% in Ölen kann eine höhere oxidative Stabilität bieten. Daraus kann gefolgert werden, dass Vitamin E als funktioneller Bestandteil bei der Konservierung von Lebensmitteln und zur Verbesserung der Ernährungsqualität verwendet werden könnte.“
[HOPESI2000] schreibt über die Vitamin-E-Supplementierung und kardiovaskuläre Ereignisse bei Hochrisikopatienten
[Takanami2000] untersucht den Effekt von Vitamin E und kommt zu dem Schluss (Zitat): „Daher sind wir davon überzeugt, dass Vitamin E dazu beiträgt, trainingsinduzierte Lipidperoxidation zu verhindern. Es wurde auch darauf hingewiesen, dass anstrengendes Ausdauertraining die Produktion von oxidiertem Low Density Lipoprotein (LDL) steigern kann, das eine Schlüsselrolle bei der Einleitung und dem Fortschreiten der Atherosklerose spielt. Es wird auch vermutet, dass diese erhöhte Produktion von oxidiertem LDL reduziert werden könnte, wenn ein höherer Vitamin-E-Status aufrechterhalten wird. Eine Supplementierung mit 100 bis 200 mg Vitamin E täglich kann allen Ausdauersportlern empfohlen werden, um trainingsinduzierte oxidative Schäden zu verhindern und die gesundheitlichen Vorteile des Trainings voll auszuschöpfen.“